Stadtwerke verschicken Jahresrechnungen

29.01.2004

6.500 Jahresrechnungen haben die Stadtwerke Rinteln in den letzten Tagen verschickt 16.500-mal ein Zahlenwust im unhandlichen Querformat, 16.500-mal potenzielles Kopfschütteln in Rintelns Haushalten: Kann man das überhaupt verstehen?

Man kann, meint Volker Etzbach als Chef der Stadtwerke-Kundenabteilung - und gesteht ein: "Man muss sich schon ein wenig durchhangeln." Durchhangeln durch 21 verschiedene Spalten mit klein gedruckten Zahlen, aufgeschlüsselt nach Strom, Wasser, Erdgas und Kanalgebühren. Aus den vier Zeilen für die vier Leistungen der Stadtwerke können auch leicht mal mehr werden, so bei einem Zählerwechsel oder einer Tarifänderung im laufenden Jahr.

Ganz vorn steht der Verbrauchszeitraum, üblicherweise ein Kalenderjahr. Dann kommen Tarif und Zählernummer, von Bedeutung insbesondere für Mehrfamilienhäuser. "So kann der Verbraucher gucken, ob der Zähler richtig zugeordnet ist", erläutert Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Peterson, "denn darauf haben wir keinen Einfluss."

Dem Vorjahresverbrauch in Kilowattstunden beziehungsweise Kubikmetern folgen die Spalten "AA" (Ableseart) und "BA" (Benutzungsart) als interne Hilfsinstrumente: Bei Einwendungen können die Stadtwerke so rasch herausfinden, ob der Zählerstand vom Kunden abgelesen oder geschätzt wurde.

In drei Spalten wird der Zählerstand ( neu, alt, Unterschied ) dargestellt. Der darauf folgende "Multiplikator" betrifft alle Gas-Kunden: Am Zähler abgelesen wird der Verbrauch in Kubikmetern, berechnet wird aber die Energie in Kilowattstunden. "Ein Kubikmeter entspricht ungefähr zehn Kilowattstunden", gibt Peterson eine Faustformel an.

Der Verbrauch ergibt mit dem "Arbeitspreis" der Stadtwerke in Euro/m³ bzw. kWh multipliziert den Verbrauchsbetrag - also das, was der Kunde für seinen Verbrauch bezahlen muss. Noch aus der Monopolzeit stammt das zweigeteilte Abrechnungssystem aus diesem Arbeitspreis und dem "Mess- und Verrechnungspreis": Einen solchen Grundpreis erheben die Stadtwerke für Überlassen, Warten und Eichen der Zählereinrichtungen. So kostet eine Wasseruhr rund 48 Euro im Jahr.

Zu der Zwischensumme wird die Ausgleichsabgabe ( der heute nicht mehr erhobene "Kohlepfennig" ) addiert, und der so ermittelte Nettobetrag wird mit Umsatzsteuer zum Bruttobetrag, den der Verbraucher tatsächlich zu zahlen hat. Fertig. "Eigentlich ganz einfach", meint Etzbach.

Nachfragen gibt es trotzdem viele. "Innerhalb von drei Wochen melden sich rund 900 Kunden bei uns", sagt Christian Kramer von der Kundenabteilung "die meisten wegen Nachzahlungen bei einem höheren Wasser- und Gasverbrauch. Der hat seine Ursache vor allem im Wetter", erläutert Peterson: "Der Sommer war extrem trocken, der Winter streng - das schlägt sich im Verbrauch nieder." Wegen der geballten Nachfragen hat der Kundenservice der Stadtwerke am 31. Januar und 7. Februar auch sonnabends geöffnet. Die Kummer-Nummer: 05751/700-0.

Aber muss eine Stadtwerke-Rechnung so kompliziert sein? Ja, sagt Peterson: "Die vielen Daten sind gesetzliche Vorgaben." Doch für alle Rintelner, die sich nicht durchhangeln wollen, gibt es Hoffnung: Im nächsten Jahr stellen die Stadtwerke auf ein neues EDV-Programm um, dann gibt es Zählerdaten und Preisberechnung separat auf zwei Blättern. Und Etzbach verspricht: "Auf jeden Fall übersichtlicher und kundenfreundlicher."