Zurück zu Netzen, Kabeln und Rohren

05.02.2004

Es ist schon ein wenig paradox: Sein größter Ehrgeiz ist, dass niemand von seiner Arbeit etwas mitbekommt. Und solange Strom aus der Steckdose kommt und Wasser aus dem Hahn, bleibt die Arbeit von Thomas Sewald für die Kunden der Stadtwerke Rinteln in der Tat im Verborgenen. Seit dem 1. Januar sorgt der 42-Jährige als neuer technischer Leiter und Mitglied der Geschäftsleitung dafür, dass die Rintelner ohne Probleme mit Strom, Gas und Wasser versorgt werden.

„Ganz klassisch“ hat Sewald seine Karriere im Energiesektor begonnen: Bei Wesertal in Hameln hat er eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker gemacht, dann das Fachabitur nachgeholt und Energietechnik an der Fachhochschule in Hannover studiert. Nach seinem Studium war Sewald zehneinhalb Jahre für die Stadtwerke Hameln tätig, zum Schluss als Prokurist im technischen Bereich.

Dann kam ein beruflicher Einschnitt: Mit der Liberalisierung auf dem Energiemarkt hat es auch Sewald in den freien Stromhandel gedrängt. Für die Getec Energie AG in Hannover hat er die Bereiche Handel und Beschaffung aufgebaut, war zum Schluss auch hier Prokurist. „Das istein unglaublich spannendes, ganz wildes Geschäft“, sagt Sewald über diese Zeit.

Aber irgendwann hat ihm der Bezug gefehlt zu dem, was er Tag für Tag macht. „Da war es doch fast egal, ob man Schweinehälften verkauft oder Stromnetze.“ Deswegen hat Sewald den Schritt zurück zu seinen Anfängen gemacht und sich auf die nach dem Weggang Jörg Karlikowskis frei werdende Stelle des technischen Leiters bei den Stadtwerken Rinteln beworben. „Ich wollte zurück zu Menschen, Netzen, Kabeln und Rohren.“

Und da ist er nun, wieder bei der „Technik zum Anfassen“. Als technischer Leiter sorgt Sewald mit seinem Team von rund 30 Leuten dafür, dass der gesamte technische Betrieb bei den Stadtwerken reibungslos funktioniert und dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Dass von seiner Arbeit im Normalfall niemand Notiz nimmt, darin liegt für Sewald auch die eigenartige Faszination seines Berufs: „Wir machen unser Ding eher im Verborgenen, sind rund um die Uhr da, liefern selbstverständliche Güter möglichst unauffällig, ohne dass sich jemand darüber Gedanken macht.“

Sewald ist einer, der nicht nur am Schreibtisch sitzt, sondern auch bei einem Ortstermin nach dem Rechten schaut, wenn zum Beispiel Gasleitungen erneuert werden. Diesen Bezug zu seiner Arbeit braucht der 42-Jährige – eine fast kindliche Technikbegeisterung dringt durch, wenn er davon spricht, „in der Legokiste mal wieder auf den Knopf zu drücken“. Und er ist stolz auf seinen Beruf. „Wir sind der mit Abstand größte Lebensmittelhändler in der Region“, sagt er – „wir liefern den Rintelnern wunderbares Trinkwasser.“

Das Wasser, das ist Sewalds Passion auch außerhalb des Jobs. Als „Hobby-Wasserwirt“ ist er bei sich zu Hause in Welliehausen im Wasserbeschaffungsverband aktiv, außerdem ist er Gruppenführer bei der Feuerwehr. Seine zweite, noch größere Passion, das ist seine Familie mit seiner Ehefrau und den drei Kindern Greta (6), Paul (10) und Lisa (12) – „und Hund und Haus“.

Schaumburger Zeitung, 05.02.2004