Tanksäule für Erdgas kommt

28.05.2004

Auch in Rinteln sollen Autofahrer bald Gas tanken können. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke GmbH hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, eine Gastankstelle einzurichten. Gefallen sei bisher allerdings nur die Grundsatzentscheidung, berichtete Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Peterson auf Anfrage, danach wolle man Gespräche mit Tankstellenbesitzern in Rinteln führen um einen Standort festzulegen. Der wiederum müsse gewisse Voraussetzungen erfüllen. Peterson sieht vor allem angesichts der steigenden Benzin- und Dieselpreise einen wachsenden Markt für Erdgas betriebene Autos. Gas biete gegenüber Benzin einen Preisvorteil von rund 50 Prozent, bei Diesel rund 30 Prozent. Da würde sich auch der Mehrpreis für ein serienmäßiges mit Gas betriebenes Fahrzeug von 1500 bis 3000 Euro schnell amortisieren.

Im Gegensatz zu Benzin und Diesel wird der Abgabepreis nicht in Litern, sondern in Kilogramm berechnet. Der Energiegehalt entspricht rund 1,5 Liter Benzin oder 1,4 Liter Diesel.

Nicht zu vergessen, so Peterson, sei der Umweltaspekt, denn der Schadstoffausstoß bei Erdgas im Vergleich zu traditionellen Kraftstoffen wesentlich geringer. Für den Autofahrer mache es technisch keinen Unterschied zum Tankvorgang beim Benzin, Gas tanken dauere nicht länger, sei genauso problemlos. Bei den Stadtwerken fahren zurzeit zwei Fahrzeuge im Gasbetrieb: Ein Pkw und ein Transporter.

Die erste Erdgastankstelle im Landkreis Schaumburg wurde im März 2001 in Bückeburg eingerichtet. Das Gas wird hier in einer Verdichterstation von sieben bar Druck auf 200 bar verdichtet, Voraussetzung für eine schnelle Tankfüllung. Zur notwendigen Technik gehören weiter ein Zwischenspeicher und Gaszähler.

Weitere Tankstellen mit Gaszapfsäulen gibt es in Porta Westfalica und in Minden. Peterson geht davon aus, dass das Netz Ende 2004 bundesweit flächendeckend ausgebaut sein wird.

Heinz Pohl vom gleichnamigen Rintelner Taxiunternehmen könnte sich vorstellen, bei einem Neuwagenkauf auf ein gasbetriebenes Taxi umzustellen, berichtete er auf Anfrage. Seine Kollegen denken ähnlich, allerdings müsse man die Sache erst noch näher prüfen.

Bei der Schaumburger Verkehrsgesellschaft (SVG) in Stadthagen wie bei den Verkehrsbetrieben Extertal (vbe) setzt man derzeit noch auf Dieselantrieb für die Busse. An eine Umstellung auf Gas, erklärte SVG-Betriebsleiter Dirk Nolte auf Anfrage sei nicht gedacht.

Vbe-Geschäftsführer Dr. Michael Thiesies hält langfristig den Wasserstoffantrieb für besser, dem derzeit nur noch die Serienreife fehle.

Im Moment gebe es im öffentlichen Nahverkehr keine Alternative zum Diesel. Hier beruft sich Dr. Thiesies auf eine Studie des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmer.

Bei den Energieunternehmen sieht man das anders. Bernhard Witschen, Geschäftsführer bei Thyssengas geht davon aus, dass Wasserstoff als Energieträger erst in Jahrzehnten allgemein zur Verfügung stehen werde. Im Gegensatz dazu sei die Erdgastechnilogie ausgereift, praxiserprobt und seit Jahren im Einsatz.

Peterson zweifelt nicht an einem Erfolg, denn inzwischen hätten alle führenden Automobilhersteller attraktive Serienmodelle von Erdgasfahrzeugen im Angebot, vielfach auch mit einem Kombiantrieb, ist der Gastank leer, schaltet der Motor automatisch auf Benzin um.

Schaumburger Zeitung, 28.05.2004