Großbaustelle B 238

27.07.2004

Ortsdurchfahrt als Einbahnstraße / Kioskbesitzer fürchtet um seine Existenz / 40-Tonner blockieren Straßen in Steinbergen

or zwei Wochen haben die umfangreichen Bauarbeiten an der Bundesstraße 238 begonnen. Die Ortsdurchfahrt ist für rund drei Monate zur Einbahnstraße geworden. Während der Verkehr aus Richtung Rinteln wie bisher zur Steinberger Kreuzung geführt wird, sind die B 83 nach Westendorf und die L 438 über Engern zur Umleitung in Fahrtrichtung Rinteln geworden.

Der aus Rinteln kommende Verkehr wird zurzeit auf die Gegenfahrbahn umgeleitet. An welchem Punkt diese Umleitung beginnt, ist allerdings für viele Autofahrer nicht klar ersichtlich, da die Beschilderung in der Baustelleneinfahrtnicht eindeutig ist.

Zurzeit werden in der Baustelle neue Versorgungsleitungen verlegt. Die Stadtwerke Rinteln erneuern die Trinkwasser- und Gasleitungen und der Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln investiert rund 300 000 Euro in den Umbau des Kanalsystems. „Wir stellen das Mischwassersystem von der Einmündung Hirschkuppe bis zu Beekebreite auf Trennsystem um“, berichtet Peter Koller vom Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln. Dazu werden neue Schmutzwasserkanäle verlegt und die Mischwasser- zu Regenwasserkanälen umfunktioniert. „Die ersten Leitungen liegen bereits und ab Mitte der Woche werden die Hausanschlüsse umgeklemmt“, erläutert Koller. Danach könne dann mit dem Straßenbau begonnen werden.

Die Sanierung der B 238 in Steinbergen war nach Auskunft des Straßenbauamtes „dringend notwendig“ geworden, da die Fahrbahn der stark befahrenen Bundesstraße für den ständig wachsenden Verkehr nicht mehr ausreichend dimensioniert gewesen sei. Die Fahrbahn und die Entwässerungsrinnen werden jetzt für rund 540 000 Euro vollständig erneuert.

Wenn die rechte Fahrbahnseite fertig gestellt ist, kann der Verkehr aus Richtung Rinteln wieder auf der gewohnten Strecke rollen. Dann geht es an die Sanierung der linken Fahrbahnseite. „Hier müssen die Abwasserbetriebe nicht mehr tätig werden, weil das Kanalsystem bereits im Jahr 2000 umgestellt wurde“, berichtet Koller. Lediglich die Stadtwerke würden neue Trinkwasser- und Gasleitungen verlegen, bevor die Fahrbahnhälfte saniert werden kann. Bis Mitte Oktober sollen hier alle Arbeiten abgeschlossen sein.

Schwere Zeiten sind das für den Betreiber des Steinberger Kiosks, Matthias Klimke. „Unser Kiosk ist weiter geöffnet und unsere Parkplätze können ohne größere Probleme von Autos angefahren werden. Allerdings trauen sich die Kunden scheinbar nicht, über die Baustellenkante zu fahren“, berichtet Klimke. Lastwagen könnten in dem Baustellenbereich überhaupt nicht mehr anhalten. Die Situation bedroht die Existenz des Kiosks. „Unsere Tageseinnahmen sind um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Damit hatte ich nicht gerechnet“, stellt Matthias Klimke die schwierige Situation dar. Seine Stammkunden halten ihm allerdings noch die Treue und er will durchhalten. „Wir wollen nicht jaulen, sondern kämpfen“, so Klimke, der wieder auf mehr Kundschaft hofft, wenn die Baustelle auf die andere Straßenseite wechselt.

Als erste Konsequenz hat der Geschäftsmann jetzt die Öffnungszeiten seines Kiosks reduziert. Montags bis sonnabends ist von 6 bis 21 Uhr geöffnet und sonntags von 7 bis 21 Uhr. „Das sind zwei Stunden weniger pro Tag. Das spart Personal- und Stromkosten“, erläutert Klimke. Außerdem arbeitet der Chef wieder mehr selbst im Kiosk, um die Personalkosten weiter zu senken.

An die nicht enden wollenden Baumaßnahmen in ihrem Dorf haben sich die Steinberger schon fast gewöhnt, derzeit beschweren sie sich über zu viel Lastwagenverkehr im Ortskern. Die 40-Tonner der Baufirma, die Erde und Schotter abtransportieren, fahren nämlich nicht den Umweg über Engern, sondern donnern durch Steinbergen und blockieren oft die viel zu kleinen Straßen.

Schaumburger Zeitung, 27. Juli 2004