Nachwachsende Rohstoffe und ihre Kraft im Focus

28.06.2006

Auf Einladung der Stadt Rinteln und der Stadtwerke Rinteln fuhren jetzt interessierte Bürger aus dem Kreis der Solargemeinschaft, der Landwirte, der Handwerker, des Naturschutzbundes sowie des Aufsichtsrates in das südliche Niedersachsen nach Jühnde um das "Bioenergiedorf" zu besichtigen.

Jühnde ist der erste Ort in Deutschland, der sich komplett von fossilen Brennstoffen verabschiedet und die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt hat. Das 770-Seelendorf im Landkreis Göttingen hat sein ehrgeiziges Projekt vor 5 Jahren begonnen.

Heute liefert eine 700 kW-Biogasanlage mit einem 3000 Kubikmeter Fermenter und ein Holzhackschnitzelheizwerk mit 550-kW Ofen sowie ein Spitzenlastkessel Strom und Wärme. Dabei werden rund 65 Prozent des jährlichen Wärmebedarfes durch die Biogasanlage mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk bereitgestellt. Der Rest wird vom Holzhackschnitzelheizwerk geliefert. In Jühnde sind 140 Haushalte an das Wärmenetz angeschlossen. Versorgt werden sie über insgesamt 5,5 km isolierte Leitungen mit rund 80 Grad Celsius heißem Wasser. Durch das Wasser wird der Heizbedarf des gesamten Dorfes gedeckt.

Vielfältige Versorgung der Biogasanlage

Um die nötige Erzeugung von Methan sicherzustellen, wird die Biogasanlage mit verschiedensten Rohstoffen beschickt. Insgesamt werden rund 8000 Kubikmeter Rinder- und fast 600 Kubikmeter Schweinegülle, sowie 9000 Tonnen Silage in die Anlage gefahren. Dabei wird die Gülle von rund 700 Köpfen Rindvieh und 700 Schweinen mit Ganzpflanzensilage (GPS) aus Silomais, Getreidepflanzensilage und Sonnenblumen gemischt. Die Sonnenblumen sollen dabei als zweite Kultur pro Erntejahr nach der ersten Biomasseernte ausgesät werden.

Insgesamt stellen im Wesentlichen alle neun Jühnder Landwirte die Versorgung der Biogasanlage mit Rohstoffen sicher. Dafür haben sie sich per Vertrag für Jahre verpflichtet. Auf fast 200 Hektar Ackerland wachsen die erneuerbare Energiepflanzen. Die Holzhackschnitzel werden aus den umliegenden Forsten geliefert.

Ein Anreiz für die Landwirte

Logischerweise kostet die Bereitstellung von Rohstoffen auch Geld. Doch was bislang an Energieversorger ging, stellt nun eine Einnahmequelle unter anderem für die örtliche Landwirtschaft dar. Die Betreibergesellschaft kauft jedes Jahr den Rohstoff bei den Landwirten ein.

Bei einer umfangreichen Führung über das Gelände der Anlage wurden die Teilnehmer informiert und konnten direkt vor Ort interessante Eindrücke aufnehmen.

Es wurde allen Mitreisenden deutlich, dass die Thematik "Bioenergie durch nachwachsende Rohstoffe" auch für unsere Region an Bedeutung gewonnen hat und ihr Anteil an der Energieerzeugung zunehmen wird.

 

Rinteln, 28. Juni 2006