Beim Gaspreis große Unterschiede

04.01.2007

Erster bundesweiter Vergleich des Kartellamtes: Rinteln weit vorn - e.on Westfalen Weser im Mittelfeld
Bonn/Rinteln (ap/dpa/mafi).
Drastische Unterschiede bei den Gaspreisen in Deutschland hat das Bundeskartellamt bei seinem ersten bundesweiten Tarifvergleich festgestellt. Die Preisdifferenzen für die gleiche Gasmenge betragen bis zu 59 Prozent, teilte die Behörde gestern mit. Kartellamtspräsident Ulf Böge rügte deshalb: „Im Gasbereich kommt der Wettbewerb trotz der Liberalisierung nur schleppend in Gang.“
Der Preisvergleich umfasst die Angebote von 739 Versorgern. So verlangten zum Stichtag
15. November 2006 die Stadtwerke Soltau als billigster Anbieter für die Belieferung einer Wohnung mit 7000 Kilowattstunden (kWh) Gas im Jahr 381 Euro, die Gasversorgung der Blaubeuren berechnete für die gleiche Menge 605,86 Euro. Die Stadtwerke Rinteln kamen mit 432,32 Euro auf Platz 54, die Stadtwerke Schaumburg-Lippe mit 431,62 auf Rang 49, e.on Westfalen Weser mit 462,50 Euro nur auf Position 207. Im Bereich freistehender Einfamilienhäuser (35 000 kWh) sicherten sich die Rintelner mit 1680,72 Euro sogar Platz 14. Die Schaumburg-Lipper belegten dort mit 1796,52 Euro Rang 89, e.on Westfalen Weser mit 1898 Euro Position 305. Den günstigsten Preis machten in diesem Sektor die Stadtwerke Lippstadt (1594 Euro); besonders teuer waren die Stadtwerke Walldorf (2281,23 Euro). Der Preisvergleich ist auf der Internetseite nachzulesen. Mitte Februar wird die Liste aktualisiert.
e.on Westfalen Weser teilte gestern mit, den Gaspreis für seine Privatkunden zum 1.März deutlicher zu senken als angekündigt. Der Arbeitspreis sinke um 0,38 Cent pro Kilowattstunde. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 30 000 kWh werde dadurch um brutto 9,50 Euro pro Monat entlastet.
                                                                                                                                          
 
Gaswirtschaft verwundert
Kartellamtschef Böge betonte, die Preismissbrauchsaufsicht der Behörden werde nun effektiver, weil jetzt bundesweit die Preise an besonders effizienten und strukturell vergleichbaren Gasversorgern gemessen werden könnten. Der Bundesverband der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft reagierte verwundert auf die Vergleichsliste. Zum Dezember und zum Januar habe es Gaspreisänderungen gegeben, diese seien in der Tabelle nicht berücksichtigt. Das werfe Fragen zur Aussagekraft der Tabelle auf.
Die deutschen Energieversorger haben derweil Spekulationen über mögliche Gaspreiserhöhungen durch den russischen Gazprom-Konzern zurückgewiesen. Es gebe auf Jahrzehnte angelegte Verträge mit Bindung an die Entwicklung der Ölpreise, betonten Wingas und e.on Ruhrgas. Zum Jahreswechsel hatte Gazprom eine Verdoppelung des Gaspreises für Weißrussland durchgesetzt.
 
                                                                                                                                 Schaumburger Zeitung, 04.01.2007