Glühbirnen-Boom: Es wird fleißig gehamstert

06.05.2009

Rinteln (wm). Ein Nachbar tut es, ein Kollege ebenfalls: Glühbirnen hamstern. Ab 1. September soll das EU-Handelsverbot in Kraft treten. Wobei Marktkauf-Warenbereichsleiter Günter Beckord präzisiert: Nicht der Verkauf von Glühbirnen wird verboten, es dürfen lediglich keine Glühbirnen mehr von den Händlern bestellt werden – vorhandene Ware kann weiter ausverkauft werden.


Dass derzeit mehr Glühbirnen gekauft würden als Energiesparlampen, sei richtig, aber Beckord sieht nicht das baldige Verbot als Kaufgrund, sondern ganz einfach den Preis: Sparlampen kosten das Drei- bis Vierfache einer Glühbirne. Und die gibt es ab 69 Cent. Herkömmliche Glühbirnen machen aber im Schnitt nach tausend Stunden schlapp, Leuchtstofflampen schaffen das Zehnfache und länger – behaupten zumindest die Hersteller. Und Leuchtstofflampen sparen bis zu 80 Prozent Strom. Für viele Kunden offensichtlich nicht überzeugend genug.

Marktkauf-Warenbereichsleiter Beckord geht davon aus, dass erst dann massenhaft auf Energiesparlampen gewechselt wird, wenn es die alten Glühbirnen nicht mehr gibt: „Das ist wie mit der Anschnallpflicht im Auto – seit man Bußgeld zahlen muss, macht es jeder.“

Auch bei Elektro Beckmann in der Bäckerstraße spricht man vom Glühbirnen-Boom: Besonders die 60- und 75-Watt-Birnen seien gefragt und die Kunden erzählten schon mal, dass das Licht des Klassikers Glühbirne einfach schöner sei, nicht so kalt wie bei den Sparlampen, nicht so „funzelig“. Im Unterschied zum Glühlampenlicht wirken Rottöne matt und bräunlich.

Bei Expert im Industriegebiet gibt es zwar noch Glühbirnen wie auch Energiesparlampen, doch das Angebot ist sehr überschaubar. Und das habe seinen Grund einfach darin, schilderte Marktleiter Jörg Huget, weil die Schwerpunkte des Sortiments woanders liegen, im Multi-Media-Bereich und bei der sogenannten weißen Ware.

Im Toom-Baumarkt werden Kunden auf Glühbirnen-Suche noch problemlos fündig und greifen auch fleißig zu: Noch gebe es die traditionellen Leuchtmittel, betonte Marktleiter Dirk Mohme, eine Umstellung sei zurzeit noch nicht in Sicht.

Mit welcher Lichttechnik in Zukunft Rintelns dunkle Winternächte erhellt werden, da sei ein großer Wettbewerb entbrannt, schildert Diplom-Ingenieur Thomas Sewald als Technischer Leiter der Stadtwerke: 2011 soll nämlich auch das Aus für die sogenannten Quecksilberdampflampen in den Straßenlaternen kommen. In Erprobung sind zurzeit LED-Leuchten und verbesserte Natriumdampfleuchten, die weißes Licht geben, wie man an der Bushaltestelle in Engern und an der Neelhofsiedlung erleben kann. Auch die gute alte Leuchtstoffröhre, betonte Sewald, erlebe eine Renaissance, weil sie technisch verbessert worden sei: „Es bleibt spannend.“

 

Stadtwerke Technikchef: "Sparlampen gehören nicht in den Müll"

Nicht nur der Preis hält manche Bürger davon ab, Sparlampen zu kaufen. Thomas Sewald, Technischer Leiter der Stadtwerke, beantwortet Fragen zu den Vorbehalten.

 

Sparlampen sollen schneller kaputt gehen, wenn man sie häufig ein- und ausschaltet?

Das hängt von der Qualität der Lampen ab, für Billigprodukte trifft das wohl zu. Man kann es auch daran sehen, wie lange eine Lampe braucht, bis sie richtig brennt.

 

Wenn man mal eben schnell eine Flasche Wein aus dem Keller holt, brennt so eine Lampe noch nicht mal richtig, dann ist man schon wieder draußen.

Dann ist der Lichtstrom noch nicht voll da, dieses Abwürgen geht auf die Lebensdauer. Bei den Stadtwerken schreiben wir das Einbaudatum einer Lampe auf. Hält sie nicht, was der Hersteller versprochen hat, wird sie umgetauscht.

 

Sparlampen sollen elektrische Felder erzeugen, ist das gesundheitsschädlich?

Solche Lampen erzeugen solche Felder. Ob sie gesundheitsschädlich sind oder nicht, weiß man nicht, das ist ähnlich wie beim Handy, auch da ist eine Gesundheitsgefährdung nicht eindeutig nachgewiesen. Bei uns rufen oft Bürger an und wollen etwas über Störfelder wissen. Ich frage dann, von wo aus rufen sie an? Antwort in den meisten Fällen: Vom Handy.

 

Sparlampen enthalten giftiges Quecksilber. Nach Herstellerangaben um die drei Milligramm.

Deshalb gehören diese Lampen auch nicht in den Müll. Es gibt eine Rückgabekette über die Geschäfte, wo sie korrekt entsorgt werden.

 

Und das Risiko Quecksilber?

In den Fieberthermometern waren früher große Mengen an Quecksilber und die Benutzer sind damit entsprechend umgegangen. Grundsätzlich muss mit Quecksilber immer sorgfältig umgegangen werden, es ist giftig.

 

Verwenden die Stadtwerke noch Glühbirnen?

Seit Anfang 2008 sind Glühbirnen nicht mehr auf Lager.

 

 

© Schaumburger Zeitung, 06.05.2009