„Tag der offenen Tür“ in der Nordstadt mit vielen Besuchern und überraschenden Einblicken

21.09.2009

Rinteln (wm). Schon um zehn Uhr morgens strömten am Samstag die Besucher – der „Tag der offenen Tür“ im Industrie- und Gewerbegebiet in der Nordstadt zeigte, dass das Interesse an der heimischen Wirtschaft ungebrochen ist.

Den offiziellen Rundgang für geladene Gäste des Marketingvereins „Pro Rinteln“, Initiator des Infotages, eröffnete Vorsitzender Stefan Reineking diesmal an der Glashütte Stoevesandt, die zum Weltkonzern O-I gehört, und das nicht ohne Grund: Reineking machte in seiner kurzen Begrüßung deutlich, dass die Glashütte ein positives Beispiel dafür sei, dass Globalisierung nicht grundsätzlich bedeuten müsse, Arbeitsplätze werden ins Ausland verlagert, selbst nicht in Branchen, die wie die Flaschenhersteller weltweit unter Druck ständen. Warum sich Stoevesandt mit seinen rund 230 Mitarbeitern, davon zwölf Azubis, am Markt behaupten kann („zu 80 Prozent ausgelastet, keine Kurzarbeit“) erläuterten Helmut Erxleben bei einem Rundgang und danach Uwe Güttrich ganz praktisch in einer Computersimulation: Die Rintelner Glashütte kann nämlich Flaschen in allen Größen und Formen in 29 verschiedenen Farben herstellen und hat sich damit eine Marktnische erobert.

Welche hochprozentigen Füllungen in Glasflaschen möglich sind, ließ sich dann auf der gegenüberliegenden Seite der Dankerser Straße besichtigen: Beim Spirituosenhersteller Schwarze & Schlichte, der ebenfalls – wie Stoevesandt – in seiner Branche eine Sonderstellung einnimmt. Das Unternehmen ist mit einem Exportanteil von 20 Prozent unter den Spitzenreitern. Vor allem die US-Bürger stellen sich den Kornbrand Schlichte im echten Tonkrug und den Honiglikör Bärenjäger in die heimische Hausbar.

Wer mehr über Spirituosen wissen wollte, dem beantwortete Holger Spieler gern alle Fragen – der Senior, der die Besucher im werkseigenen Shop empfing, muss es wissen, er war 21 Jahre Betriebsleiter in Rinteln.

Kaum jemand kam beim Autohaus von Dennis Rostek vorbei, ohne einen Blick auf die dort ausgestellten vier PS-Boliden zu werfen. Blickfang war ohne Zweifel ein feuerroter Ferrari, Verkaufspreis 199900 Euro. Ein Sammlerstück, Baujahr 2008, 680 Kilometer gelaufen, verriet Rostek, 38 gebe es von diesem Modell noch auf der Welt und ein Scheich aus den Emiraten habe schon mal angefragt.

Besucher wurden gebeten „bitte nicht anfassen“. Der Scheich darf selbstverständlich Probe fahren: „Wir sind für alle Fälle versichert!“ Für Rostek ist Besuch von fernen Gestaden nichts Ungewöhnliches, dank seiner Kontakte im Rennsport, den Grundstein dazu hatte der Senior gelegt.

Energie und alles was damit zusammenhängt ist Dauerthema nicht nur in der Politik. Wer sich über praktische Anwendungen informieren wollte, war bei den Stadtwerken richtig: Stadtwerkechef Jürgen Peterson und seine Mitarbeiter zeigten auf allen Geschäftsfeldern von Gas und Wasser bis zum Strom, was Stand der Energiespar-Technik ist.

Bei der Straßenbeleuchtung zum Beispiel LED-Licht, heller und sparsamer, als herkömmliche Leuchtmittel. Eine LED mit 88 Watt ersetzt 250 Watt eines herkömmlichen Leuchtmittels. Weiterer Vorteil, erläuterte Thomas Buddensiek. Auf LED könnten auch vorhandene Leuchtkörper umgerüstet werden.

Dass Blockheizkraftwerke, die früher riesige Räume füllten, inzwischen auf das Eigenheimtaugliche Maß einer Ölheizung geschrumpft sind, zeigte Burkhard Brockbals aus Gütersloh.

Ein gasbetriebener Vierzylinder-Motor von Toyota, wie er auch in Kältemaschinen eingebaut wird, mit einer Leistung von 49 Kilowatt (davon werden 47 Kilowatt tatsächlich genutzt), läuft auf Zimmerlautstärke in einer Edelstahlwanne. Man könnte die Technik auch neben einer Küche einbauen.

Die meisten Besucher – viele waren übrigens mit der Sonderbeilage der Schaumburger Zeitung als Orientierungshilfe unterwegs – rückten am Ende eines Rundgangs, mit dem man locker den Tag ausfüllen konnte, nicht mit leeren Händen ab: Alle Unternehmen hielten Prospekte und Informationsbroschüren bereit, manche Produkte konnte man auch vor Ort erwerben.

Kinder, die vom Verpackungshersteller Amcor Flexibles kamen, waren unschwer sofort zu orten: Über ihnen flatterte ein Drachen mit dem Amcor-Logo im Wind und ihre Eltern hielten Tüten in der Hand mit leckeren Sachen wie After Eight und Suchard-Trüffeln. Die hochwertigen Verpackungen dafür werden in Rinteln hergestellt.

© Schaumburger Zeitung, 21.09.2009