Windkraft und Solar machen den Strom teurer

19.11.2009

Rinteln (wm). In Rinteln wird der Strom ab Januar kommenden Jahres teurer, und zwar je nach Tarif um zwei beziehungsweise 2,38 Cent pro Kilowattstunde. Das macht für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3 500 Kilowattstunden Mehrkosten von rund 83 Euro im Jahr.

Die Umlagenverteilung für den Strom, der aus Windkraftanlagen (Foto) und anderen erneuerbaren Energien kommt, ist neu organisiert worden – was auch Auswirkungen auf Rintelner Haushalte hat. Foto: wer

Ursache dafür, schilderte gestern Stadtwerkechef Jürgen Peterson, sei die „Ausgleichsmechanismusverordnung“. Die macht nämlich für den Musterhaushalt allein 44 Euro pro Jahr aus. Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich ein leicht nachzuvollziehender Vorgang: In einem Stadtgebiet drehen sich beispielsweise zehn Windräder, in der Nachbarschaft aber nur drei. Weil Windstrom wie Solarstrom und Erdwärme nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) subventioniert wird, würden automatisch die Haushalte in dem Gebiet mit zehn Windrädern höher belastet als die Nachbarkommune.

Deshalb werden jetzt die nach dem EEG vergütenden Strommengen in einem aufwendigen Verfahren auf alle Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland verteilt, also RWE, E.on, Vattenfall und EnBW. Die wiederum geben diese bundesweit einheitliche Umlage von 2,047 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde an die Stadtwerke weiter.

Die neue Regelung wird positiv verkauft: Denn damit müsse Strom nicht physikalisch an die Vertriebsunternehmen weitergegeben werden, stattdessen erfolge nur noch ein rein finanzieller Ausgleich für den EEG-Strom, der am Strommarkt vermarktet wird. Die Umstellung des Ausgleichsmechanismus minimiere Aufwand, Risiken und Mehrkosten für alle Beteiligten. So positiv der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien zu sehen ist, für die Haushaltskunden bedeute das, betonte Peterson, dass sie sich auch in den kommenden Jahren auf steigende Strompreise einstellen müssten. Zurzeit betragen Stromsteuer und Mehrwertsteuer, also die staatlich festgelegten Steuern und Abgaben beim Strom, 39 Prozent.

Dass die Erhöhung der Strompreise in Rinteln trotzdem nach Meinung der Stadtwerke moderat ausfällt, habe seinen Grund darin, erläuterte Peterson, dass sich die Lage auf dem Strommarkt, die Situation bei der Strombeschaffung, für die Stadtwerke entspannt habe. Doch die Kostensteigerung im kommenden Jahr könne man nicht mehr durch interne Einsparmaßnahmen ausgleichen. Nicht betroffen davon sind die Kunden, die Anfang des Jahres mit den Stadtwerken eine dreijährige Strompreisgarantie vereinbart haben. Für diese Kunden gilt unverändert der vereinbarte Strompreis. Auch auf die neuen, ab Januar 2010 geltenden Strompreise, bieten die Stadtwerke ihren Kunden wieder – gegen einen geringen Aufschlag – eine dreijährige Strompreisfestschreibung an, und bei einer Jahresvorauszahlung wird weiterhin ein Nachlass von vier Prozent gewährt.

 

Es ist auch Positives zu vermelden:

Die Abwassergebühren und die Wasserpreise sollen bis zum 1. Januar 2010 nicht erhöht werden. Jürgen Peterson wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass die Stadtwerke Rinteln damit seit 2003 trotz steigender Kosten die Wasserpreise nicht mehr angehoben hätten.

Auch die Erdgaspreise sollen trotz steigender Heizölnotierungen zumindest in den nächsten Monaten stabil bleiben. Zur Erinnerung: Die Stadtwerke haben die Gaspreise im Laufe dieses Jahres insgesamt, je nach Tarif, um durchschnittlich 22 Prozent gesenkt. Das bedeutet bei einem Jahresverbrauch von 30 000 Kilowattstunden eine Entlastung für Haushalte von 510 Euro im Jahr. wm

© Schaumburger Zeitung, 19.11.2009