Leitungen dicht für 200 Teldafax-Kunden

17.05.2011

Stadtwerke kündigen Vertrag mit Energiediscounter: bei Durchleitungsgebühren im Verzug

Rinteln (wm). Rund 160 Kunden, die vom Energie-Discounter Teldafax Strom und 40 Kunden, die Gas beziehen, werden heute oder morgen ein Schreiben von den Stadtwerken Rinteln in ihrem Briefkasten vorfinden. Die Stadtwerke haben als Netzbetreiber den Lieferrahmenvertrag mit Teldafax für die Durchleitung von Strom und Gas zum 1. Juni gekündigt. Als Grund nannte Geschäftsführer Jürgen Peterson gestern auf Anfrage, Teldafax sei mit den Zahlungen der Durchleitungsgebühren in Verzug.

Strom und Gas den betroffenen Kunden einfach abdrehen, das können die Stadtwerke nicht und „das würden wir auch nicht wollen“, betonte Peterson. Der Gesetzgeber hat für den Fall, dass ein Anbieter in finanzielle Schieflage gerät, im Energiewirtschaftsgesetz geregelt, in einem solchen Fall müsse der Grundversorger, also in Rinteln die Stadtwerke, zum sogenannten Ersatzversorgungstarif Strom und Gas liefern.

Geregelt sind in diesem Gesetz übrigens auch die Netzentgelte, die die Stadtwerke Teldafax für die Nutzung des Strom- und Gasnetzes in Rinteln in Rechnung stellen darf.

Peterson versicherte, die Stadtwerke würden sich gegenüber Teldafax-Kunden, die jetzt sowieso Probleme hätten, durchaus kulant zeigen und auf einen Aufschlag für den Mehraufwand verzichten: „Es gibt Grundversorger, die tun das nicht, sondern stellen den Kunden den Mehraufwand in Rechnung.”

Nicht nur die Stadtwerke Rinteln ziehen die Reißleine. Die Stadtwerke Schaumburg-Lippe haben Teldafax bereits zum 15. April gekündigt, betroffen sind davon rund 500 Kunden – auch hier war der Kündigungsgrund Zahlungsausstände. Wie Geschäftsführer Dipl. Betriebswirt Eduard Hunker gestern auf Anfrage erklärte, würden als Folge inzwischen viele ehemalige Teldafax-Kunden zu den Stadtwerken zurückkehren.

Die Stadtwerke Hameln dagegen haben die Durchleitungsverträge (noch) nicht gekündigt. Man habe in der Geschäftsführung allerdings über die Situation diskutiert, schilderte Prokurist Dipl. Ing. Helmut Feldkötter.

Bundesweit ist die Lage wohl unübersichtlich, was Isabell Wendorff vom Vergleichsportal „Check24“ bewogen hat gegenüber der Zeitung „Computer-Bild“ zu erklären: „Wir listen Teldafax nicht mehr im Preisvergleich, da wir einfach nicht genau wissen, wo dieser Versorger überhaupt noch liefert und wo nicht.”

Was muss der betroffene Teldafax-Kunde in Rinteln jetzt also tun? Er sollte am 31. Mai den Zählerstand ablesen und den Stadtwerken Rinteln mitteilen, sonst müsse der Zählerstand geschätzt werden, wie Vertriebsleiter Dipl.-Ing. Thomas Rinnebach erläuterte. Ab 1. Juni erhält der Kunde dann Strom und oder Gas von den Stadtwerken Rinteln.

Drei Monate hat der Kunde danach Zeit, sich zu entscheiden: Wechselt er erneut oder bleibt er bei den Stadtwerken. Rinnebach empfiehlt auf alle Fälle ein Beratungsgespräch, denn auch die Stadtwerke bieten viele Einsparmöglichkeiten vom Online-Tarif bis zu Vorauszahlungen.

Vorauszahlungen, die übrigens garantiert sicher seien, betonte Rinnebach. Denn das ist das nächste Problem ehemaliger Teldafax-Kunden. Die 200 Rintelner Kunden können zwar von ihrem außerordentlichen Kündigungsrecht Gebrauch machen und gleichzeitig ihre Vorauszahlung zurückfordern, doch ein Blick ins Internet zeigt, das könnte ein steiniger Weg werden.

In diversen Foren berichten Teldafax-Kunden, ihre Anfragen an das Unternehmen würden nicht beantwortet, Zahlungsbedingungen von dem Anbieter einseitig geändert.

Die Verbraucherzentrale Berlin rät Kunden daher, Vorauszahlungen sofort zurückzufordern. Wer das Geld nicht zu der entsprechenden Frist zurück erhalte, sollte einen Mahnbescheid beantragen.

© Schaumburger Zeitung, 17.05.2011