Neues Wachstum für Engagement in Lippe

29.09.2011

Stadtwerke bringen sich in regionales Netzwerk ein und betreuen vorwiegend das nördliche Kalletal

Rinteln (dil). Der klare Trend zur Rekommunalisierung der Energieversorgung bietet den Stadtwerken Rinteln Wachstumschancen – in Lippe und im Auetal. Sie treten einem regionalen Netz mit den Stadtwerken Detmold, Lemgo und Bad Salzuflen bei, das zunächst die Versorgung der Gemeinden Augustdorf, Dörentrup, Leopoldshöhe und Kalletal mit Gas und Strom übernimmt. „Und die Gesellschafter sind für neue Partner offen“, erklärt Rintelns Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Peterson.

Der Rat der Weserstadt hat vergangene Woche grünes Licht zur Gründung der Gesellschaft Stadtwerke Lippe-Weser gegeben. In den anderen Gesellschafter-Kommunen stehen diese Beschlüsse jetzt ebenfalls an. Es entsteht bis zum Jahreswechsel ein Unternehmen, das für 60000 Kunden zuständig sein wird – Tendenz wachsend.

Die Stadtwerke Lippe-Weser GmbH & Co. KG ist für das Netzeigentum und dessen Verpachtung zuständig. Sie kauft die Stromnetze der vier zu versorgenden Gemeinden von e.on und RWE. An diesem Unternehmen halten 51 Prozent der Zweckverband Stadtwerke Lippe-Weser (bestehend aus Augustdorf, Dörentrup, Kalletal, Leopoldhöhe und eventuell weiteren Partnern). 49 Prozent liegen bei der Stadtwerke Lippe-Weser Service GmbH & Co. KG, an der zu je 25 Prozent die Stadtwerke Lemgo, Detmold, Bad Salzuflen und Rinteln beteiligt sind. Diese Gesellschaft erbringt Serviceleistungen für die Dachgesellschaft und pachtet von dieser die Netze der Strom- und Gasversorgung. Für die Monteure der Stadtwerke Rinteln bleibt als vorrangiges neues Einsatzgebiet das nördliche Kalletal, so Peterson. Die Netzeigentumsgesellschaft und die Service-Gesellschaft bekommen als Komplementärinnen jeweils eine Verwaltungs GmbH.

Peterson nennt die wesentlichen Chancen für die beteiligten Stadtwerke: 1. risikoadäquate Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals, 2. Einkauf bei den beteiligten Stadtwerken, was Synergien schöpft und zusätzliche Einnahmen durch Dienstleistungen außerhalb des eigenen Stadtwerkegebiets schafft, 3. verbesserte Vermarktung von Vertriebsprodukten durch die kommunalen und ortsansässigen Energieversorgungsunternehmen. Aber es gibt auch Risiken: 1. die Höhe des Kaufpreises der Netze, 2. die Kosten für Netztrennung und Einbindung, 3. die Höhe der Erlösobergrenzen und 4. die Realisierung des Synergiepotenzials.

Die Stadtwerke Lippe-Weser GmbH & Co. KG soll den Großteil des erforderlichen Kapitals aus Fremdmitteln selbst aufnehmen, die beteiligten Stadtwerke wie Rinteln nur einen ihrer Leistungsfähigkeit entsprechenden Kapitalbedarf einplanen müssen. Die Kapitalausstattung der Netzgesellschaft soll schrittweise erfolgen.

Bisher unterzeichnen die Stadtwerke Lemgo stellvertretend die Konzessionsverträge, bis die neue Gesellschaft rechtlich handlungsfähig ist. Bei der Netzübernahme handelt es sich um neun Teilnetze, bestehend aus Strom- und Gasleitungen. Die Stromnetze sollen ab 2012, die Gasnetze mit Ausnahme von Leopoldshöhe erst ab 2013 über gehen.

Bei der Stromnetzübernahme in der Gemeinde Auetal (wir berichteten) geht es ähnlich zu. Die Gemeinde Auetal gründet mit der Stadtwerke Rinteln GmbH die gemeinsame Netzgesellschaft Auetal mbH. Diese erhält die Stromkonzession von der Gemeinde Auetal und erwirbt das Stromnetz von der e.on Westfalen-Weser AG. Das Stromnetz wird anschließend von der Netzgesellschaft an die Stadtwerke verpachtet, die damit dessen Betreiber werden.

Peterson sieht die Stadtwerke so künftig wirtschaftlich und personell auf eine wesentlich breitere Basis gestellt: „Ein besonderer Vorteil ist hier die Einbettung in eine Gruppe von insgesamt zehn Partnern, die auf Augenhöhe zusammenarbeiten wollen und gut zueinander passen.“

 

© Schaumburger Zeitung, 29.09.2011