Strom und Gas sollen 2012 nicht teurer werden

13.01.2012

Gasleitung im Blumenwall wird überprüft / Ab Februar kommt Trinkwasser aus Engern

Rinteln (wm). Wenn politische Entscheidungen oder die Weltpolitik keinen Strich durch die Rechnung machen, wird es 2012 weder eine Strom- noch eine Gaspreiserhöhung geben. Stadtwerkegeschäftsführer Jürgen Peterson ist da optimistisch, weiß aber auch, dass es in der Politik immer wieder Schnellschüsse geben kann, wie jüngst die noch kurz vor Jahresende beschlossene neue Sonderumlage für energieintensive Industrien.

Diese Umlage soll bestimmte Industriebetriebe wie beispielsweise Stahlhütten von Netzentgelten befreien, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die dadurch der Bundesnetzagentur entgangenen Erlöse wiederum will man sozialisieren – zulasten von Mittelstand und Privatkunden, wie die Mehrzahl der Stadtwerke kritisiert. Deshalb haben sich auch die Stadtwerke Rinteln einer Sammelklage gegen diese Sonderumlage angeschlossen. Nach ersten Berechnungen hätte sich für dieses Jahr eine Umlage von 0,151 Cent je Kilowattstunde ergeben.

In der Weserstadt gibt es übrigens kein Unternehmen, das von Netzentgelten befreit würde und damit von der neuen Regelung profitieren könnte – mit Voraussetzung dafür ist ein Stromverbrauch von über 10 Millionen Kilowattstunden im Jahr.

Doch Peterson geht davon aus, grundsätzlich wird man in den kommenden Jahren mit steigenden Energiepreisen rechnen müssen. Verantwortlich dafür ist die Umlage nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG), zurzeit in Höhe von 3,59 Cent pro Kilowattstunde. Bis zum Jahr 2020, schilderte Peterson, könnte die Umlage nach einer Berechnung der deutschen Energieagentur (dena) auf 5,5 Cent steigen. Rechne man die Mehrwertsteuer hinzu, bedeute das, ein Haushalt mit drei Personen müsste 210 Euro mehr im Jahr für Strom ausgeben. Den Umstieg auf andere Energieformen gibt es eben nicht zum Nulltarif.

Größter Unsicherheitsfaktor beim Erdgas ist die politische Weltlage und ihre Auswirkung auf die Ölmärkte. So könnte ein Konflikt mit dem Iran, der Ausfall von Nigeria als Ölproduzent die Ölpreise deutlich ansteigen lassen. Was sich massiv auf die Gaspreise auswirken würde. Damit wären auch die Stadtwerke zum Handeln gezwungen.

In der nächsten Woche soll ein Testlauf für die neu eingebaute Steuertechnik im Wasserwerk Engern stattfinden und die Anlage in Betrieb gehen. Das Trinkwasser für Rinteln kommt dann voraussichtlich ab Ende Januar nicht mehr aus den Brunnen in den Rintelner Wiesen, sondern aus Engern, einer Brunnenanlage, die von den umliegenden Höhenlagen gespeist wird.

Die Brunnen in den Rintelner Wiesen sollen weiterlaufen und von einem heimischen Industriebetrieb genutzt werden. Über Details werde zurzeit verhandelt, informierte Peterson.

Trinkwasser ist in jüngster Zeit wieder durch Uran- und Bleibelastung in die Schlagzeilen geraten. Beides treffe zum Glück für Rinteln nicht zu, klärte Peterson auf. Eine Uranbelastung könne bei tiefen Brunnen im Felsgestein auftreten. Solche Brunnen gebe es im Einzugsbereich der Stadtwerke nicht. Blei sei kein Thema, weil es seit Jahren keine Bleileitungen mehr im Stadtwerkenetz gebe.

Nach der neuen Trinkwasserverordnung müssen alle Warmwasserboiler ab 400 Liter Inhalt einmal im Jahr auf Legionellenkeime untersucht werden. Diese Keime vermehren sich in warmem Wasser und können eine Lungenentzündung auslösen. Die Stadtwerke, so Peterson, seien untermittelbar nicht betroffen, denn zuständig für die Kontrollen sind die Gesundheitsämter. Unabhängig davon überprüfe man schon bisher regelmäßig die Warmwasseranlagen in den Kindertagesstätten. Kurz vor Weihnachten hatte es im Bereich des Blumenwalls ein Gasleck gegeben. Das Leck ist geschlossen, doch vorbeugend soll der gesamte Leitungsstrang mit einem Gasspürgerät kontrolliert werden, sobald es die Witterung zulässt, kündigte Peterson an.

Die Solarpark Rinteln-Deckbergen GmbH & Co KG ist gegründet, Geschäftsführer wurde Thomas Seewald. Bisher haben sich rund 260 Bürger gemeldet, die an einer Teilhaberschaft an der Anlage interessiert sind. Damit, so Peterson, käme rund ein Drittel der Investitionssumme von rund zwei Millionen Euro zusammen. Auf den Wunsch vieler Kunden wollen die Stadtwerke ein weiteres Beteiligungsmodell anbieten, wahlweise mit Festzins oder Festzins plus Beteiligung am Ergebnis der Anlage. Diesem Finanzierungsmodell muss noch das Bundesamt für Finanzen zustimmen. Die Anlage in Deckbergen ist bereits im Betrieb. Rinteln liegt damit bei der Solarstromerzeugung auf Bundesebene unter 2136 Gemeinden auf Platz 924. Alle Anlagen in Rinteln produzieren Strom für über 1300 Haushalte.

Noch im Dezember letzten Jahres ist die Stadtwerke Lippe-Weser Service GmbH & Co KG gegründet worden, eine Kooperation der Stadtwerke Rinteln, Vlotho, Bad Salzuflen, Detmold und Lemgo mit dem Ziel, von E.on Westfalen das Netz zu übernehmen. Beteiligt sind die Stadtwerke Rinteln zusammen mit sechs weiteren Stadtwerken im norddeutschen Raum an einem Biogaspool. Gebaut werden sollen drei Aufbereitungsanlagen für Biogas, das Landwirte anliefern und das ins Erdgasnetz eingespeist werden soll. Für Rinteln selbst sei das allerdings kein Modell, schränkte Peterson ein. Die drei Biogasanlagen der heimischen Landwirte seien für Aufbereitungsanlagen nicht groß genug.

Was vor allem Haushaltskunden interessiert: Ende des Monats werden die Jahresabrechnungen an die Haushalte verschickt. Der neue monatliche Teilbetrag wird erstmals am 8. Februar abgebucht.

 

© Schaumburger Zeitung, 13.01.2012; Foto: tol