Blei-Alarm: Sorge um Wasser

01.08.2013

In der Altstadt noch alte Leitungen / Viele Anfragen bei den Stadtwerken

Rinteln. „Einmal bleifrei, bitte!“ hieß der Bericht auf unserer Niedersachsen-Seite am Dienstag, und prompt standen die Telefone bei den Stadtwerken nicht mehr still. „Fast wäre unsere Telefonanlage zusammengebrochen“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Sewald. Rintelner Altbaubesitzer wollten wissen, ob auch bei ihnen das Trinkwasser aus den alten Rohren noch bedenkenlos genossen werden kann.

„In vielen alten Häusern gibt es solche Bleirohre noch“, erklärt Sewald. „Aber viele sind auch längst ausgetauscht. Im öffentlichen Trinkwassernetz haben wir keine Bleirohre. In der Regel werden heute Stahl- und Kupferrohre verwendet, aber auch Kunststoff. Bleileitungen hatten außerdem nur ein Problem, wenn das Wasser länger in ihnen stand. Größere Mengen frühmorgens oder nach einem Urlaub beim ersten Öffnen des Hahns trinken, das könnte bedenklich sein.“

Andreas Schultheiß, Chef eines traditionsreichen Sanitärunternehmens in der Brennerstraße weiß: „Es gibt noch einige solche Rohre in alten Häusern in der Engen Straße, Bäckerstraße, Herrengasse und auf den Wallanlagen, die stammen noch aus den fünfziger Jahren. Sonst finden wir Bleirohre höchstens noch bei Abflüssen.“ Unter seinen Kunden sei die Sensibilität für die Gefahr von Bleirohren zwar da, aber austauschen musste er in den letzten drei Jahren nur in sechs bis sieben Fällen. Schultheiß: „Und das meist nach Frostschäden bei Wassergewinnungsanlagen in Gärten.“

Walter Caselitz, der in der Nordstadt ein Sanitärunternehmen betreibt, hat seit Jahren keine Bleirohre ausgetauscht: „Das kann nur noch ein Problem in der Altstadt sein, in den neueren Stadtteilen, wo wir tätig sind, jedenfalls nicht.“

Der Obermeister der Handwerkerinnung für Sanitär- und Heizungstechnik Schaumburg, Axel Bödeker, mit Betriebssitz in der Bäckerstraße der Altstadt meint: „In den meisten Fällen sind die Bleileitungen längst raus, und die letzten werden jetzt auch langsam brüchig. Ab 2014 dürfen wir Bleileitungen auch nicht mehr reparieren, weil dabei die innere Patina auf der Oberfläche verändert und so der Bleigehalt im Trinkwasser wieder steigen kann. In den Dörfern sollten Besitzer alter Häuser aber ruhig noch mal nachsehen, ob sie Bleirohre haben. Ein Klopftest hilft meist schon: Bei Bleirohren ist der Klang leise und stumpf, bei Stahl und Kupfer eher hell.“

Schultheiß und Bödeker verweisen auch auf das weichere Blei im Vergleich zu Stahl und Kupfer. Man könne also auch durch vorsichtiges Anritzen mit einem Messer feststellen, ob es sich um Blei handelt. Vermieter stehen in der Pflicht solche Rohre auswechseln zu lassen, anderenfalls droht ein Bußgeld.

Für den Trinkwassergenuss raten Fachleute, bei Vorhandensein von Bleirohren ein bis zwei Minuten Wasser aus der Leitung ablaufen zu lassen. Zur Zubereitung von Nahrung für Säuglinge und Kleinkinder ist die Verwendung von Wasser aus solchen Leitungen nicht zu empfehlen. Man kann Proben auch zur Untersuchung beim Gesundheitsamt abgeben.

© Schaumburger Zeitung, 01.08.2013