Sonne satt - aber keine Stromernte?

01.08.2013

Ab heute können Stadtwerke auf Anforderung der Netzbetreiber große Solaranlagen abschalten

Rinteln. Da freut sich der Besitzer einer Solaranlage. Die Investition in die Fotovoltaikanlage auf dem Dach rentiert sich gerade wieder prächtig – zum Leidwesen von Bundesregierung und Stromkunden. Doch halten das die Stromnetze aus? Die der Stadtwerke als erster Aufnehmer schon, aber die Hochspannungsnetze der großen Netzbetreiber dahinter nicht immer. Ab heute können und müssen die Stadtwerke auf Anfrage dieser Netzbetreiber größeren Anlagen in Rinteln den „Saft“ ab- und damit den Geldhahn zudrehen.

Mehr als 1000 Watt pro Quadratmeter gelten in Deutschland als maximale Energieleistung der Sonne für Deutschland. Vergangene Woche maßen Teilnehmer der Sommeruni bei einem Seminar aber sogar Werte bis 1060 Watt. Und in den nächsten Tagen wird es ähnlich sein.

„Ja, die Sonnenergie sprudelt reichlich, aber nicht ohne Ende“, sagt Thomas Sewald, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Rinteln. „Die Leistung von Kollektoren sinkt nämlich, je wärmer diese werden. Die beste Momentausbeute hat man deshalb an einem kalten sonnigen Tag im Winter.“ Dafür gibt es jetzt aber mehr Sonnenstunden. Und wegen geringerer Nachfrage strömt viel solar und per Windrad erzeugter Strom sogar aus Deutschland raus – zum Teil kostenlos, Hauptsache die Netze bleiben stabil. Abnehmer in Nachbarländern freuen sich.

„Unser städtisches Netz kann die Solarenergie der Anlagen in Rinteln immer aufnehmen, aber die Abgabe ins Hochleistungsnetz von Tennet kann stocken“, erklärt Sewald. „Laut Netzstabilitätsverordnung müssen Anlagen, die größer als 100 Kilowatt Spitzenleistung sind, so geregelt sein, dass sie auf Anforderung der Betreiber der Hochleistungsnetze ferngesteuert abgemeldet werden können. Vier große Rintelner Privatanlagen sind jetzt über ihre Wechselrichter so umgerüstet worden, dass wir sie ab 1. August in vier Stufen runterschalten können. Aber bisher hatten wir diese Anfragen von Tennet noch nicht.“

Laut Sewald ist in nächster Zeit auch nicht mit vielen solcher Anfragen zu rechnen: „Die besagten vier Solaranlagen in Rinteln haben nicht mal die Leistung eines großen Windrads, da ist Abschalten anderswo sicher effektiver.“

© Schaumburger Zeitung, 01.08.2013