Pläne auf Papier sind von gestern

04.02.2014

Versorgungsleitungen auf dem Computer abrufbar / Über 8000 Hausanschlüsse auf einen Blick

Rinteln. Ein Tiefbauunternehmer, der in einer Straße, einem Bürgersteig oder auf einem Grundstück ein Loch mit dem Bagger buddeln wollte, musste bisher erst zu den Stadtwerken gehen und sich einen Bestandsplan aushändigen lassen – gegen Unterschrift versteht sich. Notwendig, damit der Bagger nicht eine Elektroleitung oder Gasleitung kappt, eine Wasserleitung beschädigt oder einen Kanal zerstört.

Das war gestern. Seit Anfang dieses Jahres kann der Unternehmer vor Ort an der Baustelle seinen Computer, seinen Tablet-PC einschalten, eine PDF-Datei aufrufen und feststellen, ob unter ihm auf dem Grundstück Versorgungsleitungen verlaufen, schildert Thomas Sewald, technischer Leiter bei den Stadtwerken.

Einzige Voraussetzung: Er muss sich vorher auf der Homepage der Stadtwerke unter Online-Service und Planauskunft einloggen, dann anmelden. Bei den Stadtwerken wiederum wird festgehalten, welcher Unternehmer wann welchen Plan abgerufen hat – eine Sicherheit für beide, falls auf der Baustelle doch etwas passiert.

Dass der neue Service funktioniert, dafür sorgen im Hintergrund Jörg Begemann und Wilfried Edling im Haus der Stadtwerke am Bahnhofsweg als Herren über Bits und Bytes.

Auf ihren Computern sind alle Versorgungsleitungen der Stadtwerke, also Gas-, Strom- und Wasserleitungen digital erfasst. Die Dokumentation erfolgt im grafischen Informationssystem „Smallworld GIS“, Grundlage dafür ist die klassische Liegenschaftskarte mit Straßen, Plätzen und Grundstücken, allerdings in einer reduzierten Version. Nicht benötige Daten werden hier ausgeblendet. Über diesen Karten liegen dann die „Fachschalen“, das ist der Fachausdruck für Gas, Wasser und Strom.

Im technischen Büro der Stadtwerke laufen die Informationen über alle Leitungsnetze in der Stadt und den Dörfern zusammen. 274 Kilometer lang ist das Niederspannungsnetz mit 8126 Hausanschlüssen. Das Gasnetz mit Mittel- und Niederdruck ist auf rund 120 Kilometer ausgebaut und führt zu 4000 Hausanschlüssen. Das Wassernetz ist 261 Kilometer lang und versorgt 7800 Hausanschlüsse.

Diese technischen Anlagen bilden eine Infrastruktur, die laufend gewartet, erneuert, modernisiert und erweitert werden muss. Damit man bei Bauarbeiten weiß, wo was liegt, nachvollziehen kann, wer, was, wo, wann in die Erde verlegt hat, wird heute jeder Schritt dokumentiert – digital versteht sich.

Auch die Details aller Netze sind auf den Servern erfasst, also jeder Schieber, jede Installation. Sogar das verwendete Material lässt sich heute so per Mausklick ermitteln.

Dank der Arbeit von Begemann und Edling können Meister und Monteure sofort auf dem Computer sehen, was sie auf der nächsten Baustelle erwartet.

Das war nicht immer so. Für konkrete Informationen über einen Leitungsabschnitt musste man früher in Akten blättern, Handskizzen und Lagepläne herausholen und auswerten, notfalls Mitarbeiter vor Ort befragen. Kam man auch damit nicht weiter, einfach deshalb, weil früher auf den Dörfern die Dokumentation äußerst lückenhaft war, half nur eins: Ganz vorsichtig buddeln und sehen, was da kommt. wm

© Schaumburger Zeitung, 04.02.2014