Lipper holen sich Netze zurück

27.11.2014

Lemgo/Kreis Lippe. Die Strom- und Gasnetze in Augustdorf, Dörentrup, Kalletal und Leopoldshöhe gehen ab 1. Januar nach vielen Jahrzehnten wieder in lippische Hand über. Die neu gegründete "Stadtwerke Lippe-Weser GmbH & Co. KG" hat die Infrastruktur für die Energielieferung für 45 Millionen Euro erworben und die entsprechenden Konzessionen von den jeweiligen Kommunen erhalten.

Für die gut 50.000 Einwohner, die in diesen vier Kommunen leben, ändert sich durch den Wechsel des Netzinhabers nichts. Sie beziehen weiter den Strom und das Gas von dem Versorger, den sie ausgewählt haben. Die Entgelte für das Nutzen der Netze zahlen die Versorger künftig an die neu gegründete GmbH, an der die vier Kommunen mit zusammen 51 und die Stadtwerke Bad Salzuflen, Detmold, Lemgo und Rinteln zu 49 Prozent beteiligt sind. Für Gerhard Schemmel, Bürgermeister von Leopoldshöhe, ist diese "Rekommunalisierung" der Netze "besonders wichtig". "Darauf haben wir seit 2009 hingearbeitet." Mit den gut 50.000 Einwohnern im Rücken ließe sich besser verhandeln, als wenn jede Kommune alleine dastehe. Und auch für ein Stadtwerk allein wäre das Konzessionsgebiet zu groß gewesen, begründet der Lemgoer Geschäftsführer den Zusammenschluss. Die Konzession hat die neue GmbH für 20 Jahre erhalten. Für die beiden Netze, 1.300 Kilometer Strom- und 350 Kilometer Gasleitungen und rund 200.000 Zähler, werden 45 Millionen Euro an den Vorbesitzer, die Westfalen Weser Energie (vormals E.ON Westfalen-Weser und Elektrizitätswerk Wesertal) überwiesen. Jürgen Peterson von den Stadtwerken Rinteln schätzt, dass jährlich zwei Millionen Euro in die Erneuerung des Netzes investiert werden muss. Die neue GmbH hat laut Volker Stammer von den Stadtwerken Bad Salzuflen einige Mitarbeiter von dem Vorbesitzer übernommen. Alle Stadtwerke würden laut Oberscheven zudem ihre Mannschaften verstärken, um die zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen.

Die Netze zu betreiben sei das Eine, die Stadtwerke erhoffen sich von der Nähe zu den Kommunen in den vier Kommunen allerdings mehr. Für Eva Ellminger von den Stadtwerken Detmold geht es auch darum, in den vier Kommunen den "Jürgen-Strom" zu vertreiben, den aktuell 3.500 Kunden beziehen. Das Produkt der vier Stadtwerke werde atomstromfrei aus heimischen Blockheizkraftwerken produziert. Seit Oktober werde unter der Marke "Jürgen" auch klimaneutrales Gas angeboten. Dazu würden die Stadtwerke in den vier Kommunen auch als Sponsor für soziale Projekte oder Vereine auftreten.

Friedrich Ehlert, Bürgermeister der Gemeinde Dörentrup, verspricht sich von dem regionalen Zusammenschluss auch mehr Kundennähe. "Wer jemals in endlosen Hotline-Warteschleifen von Konzernen gelandet ist, weiß, wovon ich rede."

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2014; von Thomas Reineke