Betontopf mit Technik

26.08.2015

Stadtwerke sanieren Hochbehälter Schäferdrift für 300 000 Euro

Rinteln. Die Stadtwerke sanieren zurzeit den Hochbehälter Schäferdrift oberhalb von Krankenhagen für 300000 Euro. Hochbehälter stellen den Druck im Wasserleitungssystem sicher, garantieren, dass Wasser aus der Leitung kommt, wenn man den Hahn aufdreht. Sie decken Spitzenlasten ab und halten die Löschwasserreserve bereit. Hochbehälter sind damit das Rückgrat des Wassernetzes. Hochbehälter sind im Grunde überdimensionale Betontöpfe mit angegliederter Technik wie Ent- und Belüftung. Die Sanierung des Hochbehälters Schäferdrift sei die in diesem Jahr wichtigste Einzelmaßnahme schildert Thomas Sewald, technischer Leiter der Stadtwerke. Für die Arbeiten muss der Behälter leer sein. Trotzdem kommt in Krankenhagen und im Industriegebiet Süd Wasser aus der Leitung. Das ist deshalb möglich, weil der Hochbehälter „Schäferdrift“ zwei Kammern hat, die nacheinander instand gesetzt werden.

Rund 40 Jahre ist das Betonbauwerk alt, das rund 800 Kubikmeter Wasser speichern kann. Der Beton ist innen mit einer Kautschukgummierung beschichtet, erläutert Sewald, „das war damals Stand der Technik“. Kautschukgummierung hört sich eigentlich nach absolut dicht an. Doch das Wasser ist im Laufe der Jahrzehnte hinter die Beschichtung gekrochen, hat den Beton angegriffen und die Armierung rosten lassen. So das Ergebnis von Betonproben, die von einem Ingenieurbüro entnommen worden sind. Jetzt kommt fünf Zentimeter dicker mineralischer Putz auf die Betonwand. Doch zuerst, schildert Sewald muss die alte Beschichtung von der Wand. Mit einem Sandstrahler. Der Mann, der das macht, steigt mit einem Vollschutzanzug in den Hochbehälter, Luft zum Atmen bekommt er über einen Schlauch von oben. Es sind langwierige wie schwierige Sanierungsarbeiten, wie man sich vorstellen kann, sagt Sewald und: „Man kann nicht einfach mit einem Radlader in den Hochbehälter fahren, um den Bauschutt zu entsorgen.“ Tätig ist hier ein auf solche Arbeiten spezialisiertes Unternehmen aus Kassel.

Die erste Kammer in der Schäferdrift ist inzwischen fertig, gefüllt und wieder in Betrieb. Mit der Sanierung der zweiten Kammer wird jetzt begonnen. Sewald schätzt, das werde rund drei Monate dauern. Nach Abschluss der Arbeiten folgt eine gründliche Reinigung, dann werden Wasserproben gezogen, damit man sicher sein kann, dass die Wasserqualität stimmt.

Dürre in Kalifornien und Spanien, in Forchheim in Franken durften die Bürger im August nicht mehr den Rasen sprengen und ihr Auto waschen. Mitte August war „Wasserknappheit“ tagelang das beherrschende Thema in den Medien. Der „Spiegel“ widmete dem sogar eine Titelgeschichte. Wir hier im Wesertal leben dagegen in einer komfortablen Situation. Auf den ersten Blick. Bei genauerer Nachfrage erfährt man bei den Stadtwerken allerdings, dass kleinere Trinkwasserversorgungsverbände durchaus schon Probleme bekommen haben. Beispiel Schevelstein im Lippischen. Die bekommen Wasser aus Goldbeck dazu, weil ihre eigene Förderung nicht ausreicht.

Auch bei uns, betont Sewald, schwankt in Trockenzeiten der Grundwasserpegel. Doch die Brunnenanlagen im Heinekamp, in Hohenrode, Goldbeck und Deckbergen liefern trotzdem verlässlich Wasser.

Das Thema Trinkwasser ist vielschichtig, man kann es nicht allein auf die Frage der Förderung reduzieren. Drei Beispiele: Wir sprengen den Rasen mit Trinkwasser (und bezahlen dafür nicht einmal Abwassergebühren, wenn ein Gartenwasserzähler vorhanden ist). Auch die Feuerwehr löscht mit Trinkwasser. Ein Feuermann könnte bedenkenlos aus dem Hydranten trinken. Das meiste Trinkwasser wird nicht, wie man glauben sollte in den Rintelner Haushalten, sondern in der Industrie verbraucht, als Wasser für die Produktion und in der Landwirtschaft. Dass eine gute Idee manchmal die genau entgegengesetzte Wirkung hat, dafür steht die Wasserspartaste an den Toiletten. Als die Kanäle gebaut wurden, gab es noch keine Spartasten. Deshalb sind jetzt regelmäßig die Kanalspülwagen im Einsatz, um die Kanäle frei zu spülen.

Sewald weist auf noch einen Aspekt hin: Kaum ein Bürger macht sich Gedanken, wenn sie den Hahn aufdrehen, dass hier das am besten überwachte Lebensmittel aus der Leitung strömt, zu jeder Tageszeit und scheinbar unendlich verfügbar.

© Schaumburger Zeitung, 26.08.2015