„Schotten dicht“ per Telefon

23.11.2015

Smart-Home-Technologie: Anlagen im Haus lassen sich per Smartphone steuern

Rinteln. Thomas Sewald, technischer Direktor der Stadtwerke, wohnt in einem Energieplushaus – in einem Haus mit großen Glasflächen, das die Wintersonne nutzt, um die Räume zu erwärmen. Nun hat aber der Wetterbericht am Vorabend Regen gemeldet, so sind die Jalousien geschlossen geblieben. Doch im Laufe des Vormittags klart es auf und ab Mittag strahlt die Sonne vom Himmel. Also fährt Sewald die Jalousien seines Hauses hoch – per Smartphone von seinem Schreibtisch am Bahnhofsweg aus.

Wenn im Sommer die Sonneneinstrahlung zu stark wird, müsste Sewald noch nicht einmal selbst eingreifen. Denn die Raumtemperatur lässt sich vorgeben. Steigt das Thermometer über den Sollwert, würde das System automatisch reagieren und die Jalousien herunterfahren. „SmartHome“ heißt die Technik, die das möglich macht.

Auch Thomas Rinnebach, Vertriebsleiter und Prokurist der Stadtwerke, hat sein Haus vernetzt, vor allem unter dem Sicherheitsaspekt. Wenn er überprüfen will, ob in seinem Haus alle Fenster geschlossen sind, genügt ihm ein Blick auf das Smartphone. Das meldet auch verlässlich, wenn ein Rauchmelder Alarm schlägt. Kameras in und am Haus zeigen ihm wiederum auf dem Smartphone, ob er die Feuerwehr alarmieren muss oder alles nur ein Fehlalarm ist. Rinnebach könnte das Netzwerk beispielsweise aber auch so programmieren, dass dieser Alarm zunächst beim Nachbarn aufläuft, der dann nachschaut, was los ist.

„SmartHome“ ist eine Kombination zwischen Haustechnik und Smartphone, Tablet-PC oder Computer per Internet. In allen Medien bekannt geworden unter dem Schlagwort „Netz der Dinge“. Diese Technik, die Sewald und Rinnebach bereits privat installiert haben, ist ab sofort bei den Stadtwerken Rinteln erhält.

Für Einsteiger gibt es zwei Startersets: „Komfort“ und „Sicherheit“. Wobei sich beide Basispakete selbstverständlich kombinieren wie erweitern lassen. Und die Stadtwerke liefern (anders als ein Baumarkt) nicht nur die Hardware, sondern auf Wunsch für Stadtwerkekunden auch den Service.

Die Einsteiger-Pakete, betont Sewald, seien problemlos zu installieren. Man müsse nicht stundenlang in einer Anleitung herumblättern: „Wer eine App auf sein Smartphone herunterladen kann, wird auch mit der Installation der „SmartHome“-Technik keine Probleme haben. Allen anderen helfen die Stadtwerketechniker vor Ort“. Es ist ein System, das übrigens selbst Mieter verwenden können. Die Geräte lassen sich bei einem Umzug problemlos demontieren und mitnehmen.

Die Beispiele für mögliche Anwendungen ließen sich beliebig fortsetzen: Man kommt aus dem Urlaub einen Tag früher als geplant nach Hause. Dann lässt sich über das System schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug die Heizung im Haus hochfahren, die Wohnräume auf 23 Grad, das Badezimmer auf 27 Grad.

Auch das Sicherheitspaket bietet weitere Optionen. Als Schutz vor Einbrechern lassen sich beispielsweise Licht wie TV oder Radiogeräte steuern, wenn man in Urlaub ist. Herkömmliche Zeitschalter schalten das Licht nach dem vorgegebenen Muster ein und aus, dass man schnell erkennen kann. Anders der „virtuelle Bewohner“ bei „SmartHome“. Der agiert wie ein „echter“ Mensch, „schaut“ also auch mal bis nach Mitternacht den Spätfilm im Fernsehen.

Sewald sind selbstverständlich die Bedenken gegen „Smart Home“ bekannt, die Frage nach der Datensicherheit. Kann ein Hacker nicht die Heizung und damit den Stromverbrauch manipulieren? Kann er nicht, versichert Sewald. Erstens sei das Netz von außen nicht „sichtbar“. Anders als bei WLAN könne man auch nicht erkennen, ob ein Haus über „SmartHome“-Technik verfüge oder nicht. Außerdem werden Geräte jeweils einzeln per Code angesteuert, jedes Gerät hat einen eigenen Schlüssel. Es ist eine Kommunikation „unter dem Radar“. Die Internetverbindung wiederum wird über das sogenannte https-Protokoll aufgebaut, einer sicheren Standardverschlüsselung. Die Zentrale ist passwortgeschützt. Hier gilt natürlich wie grundsätzlich im Internet, wer das Passwort hat, hat auch Zugriff auf die Daten. Also sollte das Passwort sicher sein.

Die „SmartHome“-Technik ist beliebig ausbaufähig. Man kann sie mit der Luftwärmepumpe kombinieren, mit der Photovoltaikanlage, dem Frischluft- und Abluftsystem. Und es ist eine Technologie, die auch Senioren helfen kann: Vor dem Bett liegt eine Sensormatte, die die Lampen im Schlafzimmer, Flur und Bad einschaltet. Auch der Pflegedienst könnte über ein solches „SmartHome“ informiert werden. Registriert die Matte großflächigen Druck, wird Alarm ausgelöst, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der pflegebedürftige Mensch aus dem Bett gefallen ist.

© Schaumburger Zeitung, 23.11.2015