Warum bloß hat das so lange gedauert?

06.02.2018

Stadtwerkechef erläutert, weshalb Reparaturarbeiten am Kanal erst jetzt beginnen / Warten aufs große „Kreuzungsbauwerk"

Am defekten Abwasserkanal im Bereich der Steinberger Kreuzung wird endlich gearbeitet. Doch nicht nur die Steinberger fragen sich, warum es so lange gedauert hat, bis mit der Reparatur begonnen worden ist. Eine Reparatur, die alle weiteren Baumaßnahmen an der Kreuzung verhindert. Der Baustopp dauert jetzt immerhin seit Mitte Dezember.

Die Antwort auf diese Frage ist zwei Meter breit, zwei Meter hoch und begehbar. Es ist das „Kreuzungsbauwerk“ für Abwasser- und Schmutzwasserkanal. So ein Bauwerk, schilderte Jürgen Peterson, Geschäftsführer der Stadtwerke, jetzt auf Anfrage, bekomme man „leider nicht von der Stange“. Das müsse extra in einem Betonwerk gefertigt werden. 

Theoretisch hätte man es auch direkt an der Baustelle gießen können. Das hätte aber noch länger gedauert und sei durch das unbeständige Winterwetter noch unsicherer gewesen, versicherte Peterson: „Es ist ja nicht so, das hier einfach ein Bagger kommt, ein paar Rohre austauscht und danach das Loch wieder zugeschüttet wird.“ Anders als beispielsweise bei Stromkabeln müsse ein Kanal zentimetergenau austariert werden, damit Gefälle und Anschlüsse stimmen.

Das Kreuzungsbauwerk wird voraussichtlich am Donnerstag dieser Woche angeliefert und mithilfe eines Krans eingebaut. Durch diese Betonkonstruktion wird das Abwasser in einem geschlossenen Rohr geführt, während das Regenwasser durchrauscht und erst an der Sohle des Bauwerks von einem Rohr wieder aufgefangen wird. Dieser Kanal soll ja die Bundesstraße 83 entwässern. Schmutzwasser- wie Regenwasserkanal werden insgesamt auf eine Länge von 60 Metern erneuert.

Als Investitionskosten für den Regenwasserkanal nannte Peterson rund 45  000 Euro, für den Schmutzwasserkanal rund 42  000 Euro. Eine Baumaßnahme, an deren Kosten sich auch das Straßenbauamt beteiligen will.

Peterson versicherte, man habe keineswegs Zeit verschwendet, nachdem man den Schaden entdeckt hatte. Also mit einer Diskussion über die Frage, soll man die Arbeiten ausschreiben oder nicht, wie in der Öffentlichkeit vermutet worden ist. Alle Beteiligten, das Straßenbauamt, das Unternehmen Oevermann, die Stadtwerke, der Abwasserbetrieb und das Ingenieurbüro Kirchner aus Stadthagen, das für die Stadtwerke arbeitet, hätten sich noch im Dezember an einen Tisch gesetzt und mit den Planungen begonnen. Hier habe es keine Verzögerung gegeben.

Nur, Betriebe arbeiten nicht über Weihnachten und Neujahr, auch keine Betonwerke. Und darauf habe man keinen Einfluss gehabt.

Auf einen konkreten Termin, wann die Reparaturarbeiten abgeschlossen sind, wollte sich Peterson nicht festlegen: Das sei jetzt vor allem wetterabhängig. Nur so viel: „Wir werden alles daransetzen, die Bauarbeiten so schnell wie möglich abzuschließen.“

Beim Abwasserbetrieb geht man inzwischen davon aus, dass instabile Bodenverhältnisse und eindringendes Wasser am Fuß des Hanges neben der Straße den Schaden am Kanal verursacht haben. Mit anderen Worten: nicht vorhersehbar.

Für die Unterhaltung und Wartung der Kanäle an der Bundesstraße innerhalb der Ortsdurchfahrt bleibt auch nach der Fertigstellung der Straße der Abwasserbetrieb der Stadtwerke zuständig.

Grundsätzlich sind die Kanalarbeiten in Steinbergen eigentlich abgeschlossen, die Trennung von Schmutz und Regenwasser vollzogen. 

Als letzte Baumaßnahme des Investitionsprogramms, das über acht Jahre angelegt war, sind neue Kanäle im Bereich der Hirschkuppe und am Sonnenbrink verlegt worden. Die Anwohner dort haben damit auch eine sanierte Straße und einen neuen Bürgersteig erhalten – übrigens zum Nulltarif. Für diese Baumaßnahmen werden keine Anliegerbeträge erhoben. Seit dem Jahr 2009 hat in Steinbergen damit der Abwasserbetrieb der Stadtwerke rund 5,5 Millionen Euro in die Modernisierung des Kanalsystems investiert, 10,7 Millionen in den Kanalbau in Rinteln und den Dörfern insgesamt.

Kanäle sind erneuert worden im Hohlweg, Auf der Mente, Im Wiesengrund, Gartenstraße, Feldstraße, Halbe Sasse, Fuchsort, Schlesierweg, Rehwinkel, Hasenkamp und am Kehlbrink. An der Straße Im Roten Tor wurde ein Regenrückhaltebecken gebaut, das bei Starkregen das Wasser auffängt und dosiert an einen offenen Graben und die Kanalisation abgibt. So wird verhindert, dass Straßen überflutet werden und Keller vorlaufen.

© Schaumburger Zeitung, 06.02.2018