Rinteln: Wasser ist nicht knapp – aber wertvoll

12.08.2020

Wir haben genug Wasser, versicherte gestern auf Anfrage Thomas Sewald, technischer Leiter der Stadtwerke mit Blick auf das Wasser-Problem in Lauenau. Den bisher höchsten Wasserverbrauch in diesem Sommer verzeichneten die Stadtwerke am vergangenen Donnerstag, 5. August. Da liefen zwischen 9 und 16 Uhr pro Stunde rund hundert Kubikmeter Wasser mehr als sonst durch die Leitungen. Am Wochenende, wo das Thermometer in Rinteln auf 32 Grad gestiegen ist, spiegelte sich das im Wasserverbrauch nicht wider. Sewald scherzte, vermutlich hatten da alle Pool-Besitzer die Becken bereits gefüllt. Dass Corona den Wasserverbrauch nach oben treibt, will Seewald nicht bestätigen. Bisher gäben das die Förderzahlen nicht her, die unterschieden sich nicht besonders von anderen heißen Sommern der letzten Jahre. 

Sewald erläuterte grundsätzlich sei man im Wesertal bei der Wasserförderung besser aufgestellt als jenseits des Berges. Die Rintelner Haushalte und Gewerbebetriebe bekommen ihr Trinkwasser aus fünf Brunnen: Engern, Deckbergen, Hohenrode und dem Heinekamp. Außerdem gibt es eine „Wasser-austauschleitung“ in das Extertal. 

Am Heinekamp haben die Stadtwerke vor zwei Jahren neue Brunnen gebohrt. Ein Tiefbrunnen ist bereits in Betrieb, der zweite Brunnen noch nicht. Hier fehlen noch das Haus wie die Pumpenanlage. Dieser Brunnen soll einen vorhandenen Tiefbrunnen ersetzen. 

Sewald schilderte, eine Kommune dürfe nicht beliebig viel Trinkwasser fördern, das unterliege unter anderem EU Recht. Damit soll der „Grundwasserkörper“ geschützt werden. Wenn eine Kommune neue Brunnen bohren wolle, spreche beispielsweise das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie ein Wort mit. Überwacht wird das von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises, der auf Grund einer Wasserbedarfsberechnung eine Förderbewilligung erteilt – oder nicht. Für den Heinekamp sei die Fördermenge beispielsweise auf eine Million Kubikmeter pro Jahr begrenzt. Nachfrage: Wenn wie in der Nordstadt neue Baugebiete ausgewiesen werden, steigt damit auch der Wasserverbrauch, wie wirkt sich das aus? Seewald betonte, hier würden die Stadtwerke frühzeitig in die Planung einbezogen. Es gehe dabei ja nicht nur um die Wasserversorgung der neuen Häuser und Familien, sondern auch um den Brandschutz, die Bereitstellung von Löschwasser. Da müsste zum Beispiel geklärt werden, ob ein Hochbehälter erweitert werden muss. 

Sewald appellierte, dass es in Rinteln noch keine Wasserknappheit gebe, bedeute nicht, dass Verbraucher mit Trinkwasser nicht sparsam umgehen sollten. Im Gegenteil. Trinkwasser sei ein wertvolles Gut. Vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels. 

Und das sagt die Statistik: Insgesamt haben die Stadtwerke im Jahr 2019 1,34 Millionen Kubikmeter Trinkwasser an ihre Kunden geliefert. Gegenüber dem sehr heißen Vorjahr 2018 bedeutet das einen Rückgang um rund 33 000 Kubikmeter. In den Jahren 2016 und 2017 wurden 1,32 respektive 1,31 Millionen Kubikmeter abgegeben, also weniger als 2019. Auf die Landwirtschaft entfielen in den Jahren 2016 7448 Kubikmeter, 2017 8057 Kubikmeter, 2018 8475 Kubikmeter und 2019 8020 Kubikmeter.

 

© Schaumburger Zeitung, 12.08.2020