Jeder profitiert

12.09.2020

Photovoltaik-Anlage auf Ernestinum erzeugt Strom, der direkt verbraucht werden kann / Kreis ist Vorreiter

Um dem Titel „Umweltschule in Europa“ auch gerecht zu werden, muss das Gymnasium Ernestinum aktiv gegen den Klimawandel vorgehen – zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ein Schritt in die richtige Richtung ist mit dem Bau der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Ostflügels im Dezember 2018 gemacht worden. Seitdem bezieht die Schule 25 Prozent ihres Strombedarfes über die Anlage.

„Wir profitieren in vielerlei Hinsicht von der Anlage. Man kann sie zum Beispiel sehr gut in den Unterricht der naturwissenschaftlichen Fächer einbringen“, erklärt Schulleiter André Sawade erfreut. „Außerdem passt sie einfach super in unser Konzept. Als Umweltschule haben wir eine gewisse Verantwortung und wollen die Schüler an das Thema Klimawandel heranführen.“ Dies geschehe unter anderem durch einen Monitor im Eingangsbereich, auf dem sie genau sähen, wie viel Strom gerade von der Photovoltaik-Anlage erzeugt werde. „Das regt natürlich zum Nachdenken an, und genau das ist der Auftrag von Bildung.“

Insgesamt kann die Photovoltaik-Anlage eine Leistung von 99 Kilowatt-Peak erzeugen (elektrische Spitzenleistung), der Strom wird dann direkt verbraucht. Versorgt werden damit sowohl die Schule als auch die Kreissporthalle. Da in den Sommerferien mehr Strom erzeugt werden kann, weil die Sonne in der Regel häufiger scheint, allerdings wegen des nicht laufenden Schulbetriebes weniger verbraucht wird, wird der Strom in das Ortsnetz eingespeist. Während der Schulzeit wird mittags am meisten Strom erzeugt und ebenfalls am meisten verbraucht. Dies liegt vor allem an der Nutzung der Mensa.

 Da die Anlage eine Ost-West-Ausrichtung hat, kann den ganzen Tag über gleichmäßig viel Strom produziert werden. Im vergangenen Jahr lag der gesamte Anlagenertrag bei 90  000 Kilowattstunden (kWh). „Dieses Jahr wird es wohl auf einen ähnlichen Wert hinauslaufen“, berichtet Jan Barth, Mitarbeiter der Stadtwerke Rinteln.

In Zukunft ist eine Erweiterung der Anlage in Planung. Da das Dach sowieso weiter saniert werden muss, kann diese direkt danach erweitert werden. Die Stadtwerke haben diesen Plänen schon zugestimmt.

Nils Althoff, der beim Landkreis Zuständige für das Energiemanagement, berichtet, dass man Schaumburg im Allgemeinen als Vorreiter in Sachen Solarenergie bezeichnen könne. Viele Schulen seien mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Dies funktioniere, da man mit Investoren wie den Stadtwerken Rinteln zusammenarbeite. Dabei könne man sogar vom „Schaumburger Modell“ sprechen, so Althoff. Die Stadtwerke geben dem Landkreis dafür, dass ihnen die Dachfläche für die Anlage zur Verfügung gestellt wird, einen vergünstigten Strompreis. Der Landkreis konnte dank des Photovoltaik-Stromes im vergangenen Jahr 2500 Euro sparen.

Dank Öffentlichkeitsarbeit habe der Landkreis mittlerweile sechs Investoren. Kommunen allein würden dies nicht leisten können. In ganz Niedersachsen sehe es folglich längst nicht so rosig aus, merkt der Energiemanager an. Gerade einmal ein Prozent der öffentlichen Gebäude seien hier mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet.

„Da wird unglaublich viel Potenzial nicht ausgeschöpft. Zumal das Umsteigen auf die erneuerbaren Energien ja jedem Beteiligten etwas bringt: Zum einen spart der Landkreis Kosten. Außerdem wird Energie für das Netz der Stadtwerke oder anderer Investoren erzeugt, es ist ein Imagegewinn für Schulen, aber auch für andere Einrichtungen in öffentlichen Gebäuden – und die CO 2 -Emissionen werden reduziert“, erklärt Althoff. Hinzu komme, dass nicht so viele Solarparks auf Flächen, die für die Landwirtschaft oder Ähnliches genutzt werden könnten, errichtet werden müssten, sagt Marc Seifert, Hausmeister des Ernestinums. Es stünden doch schließlich genügend Dächer zur Verfügung.

Erschreckend: In den zurückliegenden zehn Jahren hat der Landkreis laut Althoff über Investoren insgesamt 1,4 Megawatt (MW) Anlagenleistung mit zwölf Photovoltaik-Anlagen errichten lassen. In ganz Niedersachsen habe man innerhalb des Jahres 2019 gerade einmal 2,8 MW auf öffentlichen Gebäuden erbaut.

Andere Landkreise könnten sich Schaumburg also durchaus als Vorbild nehmen – durch Anlagen wie die auf dem Ernestinum-Dach.

© Schaumburger Zeitung, 12.09.2020