Stadtwerke: Betrüger am Telefon

27.11.2020

Keine persönlichen Daten herausgeben

Bei den Stadtwerken meldeten sich gestern erboste wie besorgte Kunden, die berichteten, sie hätten einen Anruf von einem Stadtwerke-Mitarbeiter erhalten. Der habe telefonisch die Zählerstände abgefragt, die Adresse und weitere persönliche Daten. In einem Fall auch die Kontonummer.

So meldete sich auch in der Redaktion eine mehr als verwunderte Stadtwerke-Kundin, die einen ebensolchen Anruf erhalten habe, aus Berlin, von der Firma „Energieboten 28“, von einer Handynummer aus. „Der Mann hat mir erzählt, dass ich einen neuen Vertrag der Stadtwerke Rinteln zu einem günstigeren Tarif abschließen könne“, sagt sie. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. Sie habe sich den Namen des Anrufers und seine Nummer notiert. Hereingefallen ist sie darauf natürlich nicht. Der Anruf sei ihr gleich verdächtig vorgekommen und sie habe sich bei den Stadtwerken Rinteln gemeldet. Der zuständige Mitarbeiter sei sehr hilfsbereit gewesen und habe sie in ihrem Verdacht bestätigt, dass es sich hierbei um eine Betrugsmasche handele.

Die Rintelnerin äußert jedoch die Befürchtung, dass Senioren die Opfer sein könnten. „Momentan ist das für ältere Mitmenschen eine blöde Zeit“, sagt die Frau, wegen der Corona-Beschränkungen hätten sie weniger soziale Kontakte als sonst und ließen sich dann vielleicht eher in solche Telefonate verwickeln.

Thomas Rinnebach, Prokurist und Vertriebsleiter der Stadtwerke, überrascht diese Masche nicht. Immer zum Jahresende werde von anderen Stromanbietern versucht, auf diese wenig seriöse Weise Kunden abzuwerben. Dass sich am Telefon dazu angeblich ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Stadtwerke melde, hält Rinnebach für kriminell. Die Zählernummer wie die Zählerstände würden deshalb gezielt abgerufen, weil das eine Voraussetzung ist, um einen Wechsel zu einem andren Stromanbieter in die Wege zu leiten. Dazu würden gezielt – meist von damit beauftragten Callcentern – Leute mit vierstelligen Telefonnummern ausgesucht, mit Vornamen wie Otto, Heinrich oder Elisabeth, was darauf schließen ließe, dass es sich um Senioren handelt.

Das Problem sei: Wer sich auf so ein Gespräch einlasse, könnte in die Ja-Falle tappen. Nämlich, dass er in einem falschen Moment „ja“ am Telefon sagt. Das werde mitgeschnitten und als eine Zustimmung für einen Vertragsabschluss gewertet.

Habe ein Anrufer erst einmal die Zählerstände, dazu die persönlichen Daten des Kunden, sei es für Stromanbieter, die mit dieser Masche arbeiten, leicht, den Kunden auf einen neuen Stromanbieter umzumelden. Das Computerprogramm der Stadtwerke Rinteln gehe dann automatisiert davon aus, dass der Kunde die Abmeldung selbst veranlasst habe, weil die angegebenen Daten einschließlich der Zählerstände und Zählernummern korrekt sind.

Später komme dann ein schriftlicher Vertrag ins Haus – zu einem Zeitpunkt, an dem es für den Kunden wider Willen kaum mehr möglich sei, die gesetzlich geregelte Widerspruchsfrist von 14 Tagen einzuhalten.

Rinnebach betont, die Stadtwerke Rinteln fragten bei keinem Kunden telefonisch die Zählerstände, Name und Adresse, geschweige denn die Kontonummer ab. Kunden werden schriftlich kontaktiert.

© Schaumburger Zeitung, 27.11.2020