Bericht Geschäftsführung

Sehr geehrte Damen und Herren, 
liebe Geschäftspartnerinnen und -partner,
liebe Kundinnen und Kunden,
  

das Jahr 2021 hatte es in sich: Mit Jahresbeginn habe ich die Geschäftsführung bei der Stadtwerke Rinteln GmbH von Jürgen Peterson übernommen, der sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat. Im Juli hat uns der Klimawandel mit der Flutkatastrophe im Ahrtal seine Wucht demonstriert, die Corona-Pandemie ist immer noch nicht vorbei und im Herbst geriet auch noch der Energiemarkt aus den Fugen; wegen anhaltend steigender Energiepreise sind Billigenergieanbieter ausgestiegen und haben sich ihrer Kundschaft entledigt. Als Grundversorger vor Ort mussten wir gestrandete Kunden aufnehmen – mit entsprechenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Ergebnis unseres Unternehmens.  

In diesem herausfordernden Geschäftsjahr hat sich gezeigt, wie stabil das Unternehmen aufgestellt ist. Mein Vorgänger hat die Stadtwerke in seiner fast 30-jährigen Amtszeit von einem reinen Energie- und Wasserversorger zu einem modernen Unternehmensverbund umgebaut, der im liberalisierten Markt erfolgreich agiert. Jürgen Peterson hat sich um das Unternehmen verdient gemacht. Sein Erbe ist mir Anspruch und Ansporn zugleich. Ich freue mich, dass ich das Unternehmen mit dem ganzen Stadtwerke-Team weiterentwickeln darf.  

Die Grundwassersanierung auf dem Werksgelände: Neben den Verwerfungen am Energiemarkt hat uns im Berichtsjahr auch die Grundwassersanierung am Standort unseres Verwaltungssitzes im Bahnhofsweg intensiv beschäftigt. Dort schlummern Altlasten eines früheren Gaswerks. Wir haben uns in Abstimmung mit den zuständigen Behörden im Landkreis Schaumburg für ein innovatives biologisches Verfahren entschieden, das vorher auf seine Wirksamkeit getestet wurde.  Saniert wird bei dieser Methode nicht der belastete Boden unter der Versiegelung, sondern das darunter liegende Grundwasser. Denn nur Schadstoffe, die es bis dorthin geschafft haben, können das Werksgelände verlassen, und zwar ausschließlich in Fließrichtung des Grundwassers. Bei dem gewählten Verfahren fressen Mikroorganismen die Schadstoffe einfach auf und sorgen so dafür, dass die Belastung zurückgeht. Mikroorganismen einzusetzen ist an sich nicht neu, auch in Kläranlagen und bei der Erzeugung von Biogas leisten sie wertvolle Dienste. Die Sanierung auf diese Art dauert zwei bis drei Jahre und kostet nach heutiger Einschätzung rund eine Million Euround damit ca. nur ein .Zentel der bekannten konventionellen Verfahren.Dieses Verfahren ist nicht nur rein biologisch, sondern auch klimafreundlicher kostengünstiger als konventionelle Verfahren. Und und es fällt kein Sondermüll an.  

Das Energiejahr 2021: Zum Jahresende spielten die Beschaffungsmärkte für Energie in Deutschland und weltweit verrückt. In nur wenigen Monaten hat sich der Einkaufspreis für Strom und Erdgas vervielfacht. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: Neben den geopolitischen Herausforderungen spielen die Entgelte für CO2-Zertifikate eine Rolle, die dazu dienen sollen, klimaschädliche Treibhausgase zu reduzieren. Auch das weltweit fast gleichzeitige Wiederanspringen der Wirtschaft nach den ersten Corona-Wellen hat den Preis in die Höhe getrieben. Bei Strom macht sich preislich bemerkbar, dass Deutschland hinter seinen Ausbauzielen der Energiewende hinterherhinkt: Der Ausbau von Windenergie- und Solaranlagen läuft schleppend, Stromautobahnen fehlen. 

 Außergewöhnliche Lasten: Die gewaltigen Preissprünge am Beschaffungsmarkt konnten auch wir nicht gänzlich auffangen, jedoch konnten wir die Auswirkungen für unsere Kunden dank einer konservativen Beschaffungspolitik dämpfen. Ganz anders Billigenergieanbieter, die an der Börse eher zocken. Ihr Geschäftsmodell funktionierte bei dem langanhaltenden Aufwärtstrend der Preise nicht mehr. Reihenweise haben sie rund um den Jahreswechsel ohne Vorwarnung die Verträge mit ihren Kunden gekündigt oder die Einstellung der Belieferung provoziert, um eigene Erträge abzusichern. Die daraus resultierende Verpflichtung der Ersatzversorgung hat das Ergebnis der Stadtwerke Rinteln GmbH belastet: Als Grundversorger mussten wir rund 200 gestrandete Kunden von Billigenergieanbietern aufnehmen und mit Strom- und Erdgas versorgen – weit mehr als üblich für Ersatzversorgungen. Das bedeutet, dass wir die Mengen kurzfristig zu horrenden Preisen an der Energiebörse nachkaufen und die Last tragen mussten. 

Risikomanagement: Die Beschaffungsrisiken sind durch die jüngsten Entwicklungen deutlich gestiegen. Bei der Stadtwerke Rinteln GmbH begegnen wir ihnen mit einer deutlich strengeren Marktbeobachtung. Hierzu werden wir in unser bestehendes Risikomanagementsystem ein Risikohandbuch Energiebeschaffung neu implementieren. 

Geschäftsentwicklung: Wir freuen uns, dass wir trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen gute Ergebnisse erzielt haben: Die Umsatzerlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um rund 1,5 Millionen Euro auf 46,3 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss erhöhte sich um rund 0,6 Millionen Euro auf 1,2 Millionen Euro gegenüber 2020; er wurde – wie vertraglich geregelt – komplett an die Gesellschafterinnen abgeführt. Die Zahl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist von 81 auf 90 angewachsen, darunter sind 13 Auszubildende. Dem Fachkräftemangel begegnen wir zunehmend durch Investitionen in die Aus- und Weiterbildung des bestehenden Personals und die eigenen Nachwuchskräfte. 

Der Fokus bei Investitionen lag im Berichtsjahr bei dem Netzausbau Strom im Industriegebiet Süd und der Erneuerung der Wasserleitungen. Hierfür haben wir ca. 800.000 Euro aufgewendet. In den nächsten Jahren werden wir unser Engagement neben dem Ausbau Erneuerbarer Energien und im Bereich Power Purchase Agreement (regionales Stromprodukt) verstärken. 

Neuerungen im Kundenservice bringen unseren Kundinnen und Kunden weitere Vorteile. Wir haben beispielsweise Mitte 2021 unser PV-Pachtmodell neu entwickelt und konnten es bereits Ende 2021 einführen. Wir danken unserer Kundschaft und unseren Geschäftspartnern für ihre Treue, ihr Verständnis und die vielen guten Rückmeldungen und Impulse. Das spornt uns weiter an. 

Wichtig für uns bei der Stadtwerke Rinteln GmbH ist es, nachhaltig zu wirtschaften. Das heißt für uns, eine zunehmend klimaschonende Energieversorgung in Einklang zu bringen mit wirtschaftlichem Erfolg, sozialem Engagement und langfristiger unternehmerischer Stabilität. Wir wollen auch der Stadt Rinteln ein kompetenter Partner sein und sie beim Erreichen ihrer Klimaziele maßgeblich unterstützen. 

Ausblick:  

Die Situation der Energieversorgung hat sich seit Anfang des Jahres 2022 durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine permanent verschärft. Diese gravierenden Ereignisse hinterlassen Spuren bei den Menschen: Gesundheit, Versorgungssicherheit und Klimaschutz sind vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern wichtiger geworden. Was Versorgungsunternehmen wie wir zur Lebensqualität beitragen, wissen unsere Kunden und wird durch ihre Treue gewürdigt. Das freut mich als neuer Geschäftsführer persönlich. Dank unserer ebenso kompetenten wie engagierten Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter und eines guten Krisenmanagements haben wir den Kraftakt im Jahr 2021 gut gemeistert. Dafür danke ich allen. 

Wir hätten uns sicher alle eine Entspannung im Jahr 2022 gewünscht. Aber das Gegenteil ist der Fall: Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sind wir in Deutschland und unsere europäischen Partner in einer hochsensiblen Versorgungslage, verbunden mit äußerst volitiven Energiemärkten und stetig steigenden Preisen. In der Bevölkerung wächst angesichts der höheren Energiekosten und steigender Inflation die Sorge, ihre Lebenshaltungskosten bald nicht mehr bezahlen zu können. 

Die Endpreise für unsere Kunden werden sich auf ungewisse Zeit auf einem hohen Niveau einpendeln und damit gravierenden Einfluss auf die wirtschaftliche Situation unserer Kundinnen und Kunden nehmen. 

Zudem besteht das Risiko einer Gasmangellage. Die Bundesregierung hat im Frühjahr 2022 den Notfallplan Gas aktiviert und steuert mit einem ganzen Strauß von Maßnahmen einer Mangellage durch Ausfall russischer Gaslieferungen entgegen. Die Lage verunsichert die Menschen immer mehr. Wir setzen auf persönlichen Kundenservice und gute Beratung. Das wird von Ihnen unseren Kundeninnen und Kunden honoriert. 

Wir danken der Stadt Rinteln, die uns trotz guter eigener Liquiditätslage für den Bedarfsfall ein Sicherheitspolster der Bäderbetriebe Rinteln GmbH zugesagt hat. 

Dass wir in der Pandemie mit unseren Unternehmensverbund einen stabilisierenden Beitrag für das Gemeinwohl der Stadt Rinteln leisten konnten und trotz erschwerter Bedingungen weiterhin wirtschaftlich erfolgreich waren, ist vor allem ein Verdienst unserer treuen Kundinnen und Kunden sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vielen Dank dafür. Ich danke auch den Mitgliedern des Aufsichtsrats sowie der Stadt Rinteln für ihr Vertrauen und ihre wertvolle Begleitung durch diese außergewöhnliche Zeit. 

 

Ulrich Karl  

Geschäftsführer der Stadtwerke Rinteln GmbH