Bericht Geschäftsführung

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Geschäftspartnerinnen und -partner,
liebe Kundinnen und Kunden,

nachdem die Corona-Pandemie uns fest im Griff gehalten hat und den Energiemarkt aus den Fugen hob, hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine 2022 die Entwicklungen in der Energieversorgung weiter verschärft. Energiekosten auf historisch hohem Niveau und eine hochsensible Versorgungslage mit Strom und Gas haben nicht nur uns als Versorger, sondern auch Sie, liebe Kundinnen und Kunden, wie auch die Bundesregierung in Deutschland und unsere europäischen Partner vor große Herausforderungen gestellt. Steigende Lebenshaltungskosten durch die Inflation und höhere Energiekosten schüren nachhaltig Sorgen und verunsichern die Bevölkerung.

Angetrieben durch die angespannte Versorgungslage mit Gas und Strom in der vergangenen Heizperiode sind neue Fragen in den Fokus gerückt: Das Abebben beziehungsweise die Einstellung der Gaslieferungen aus Russland und die drohende Gasmangellage haben uns die Abhängigkeit unserer Versorgung vor Augen geführt. In diesem Spannungsfeld operierten wir, die Stadtwerke Rinteln GmbH, quasi am offenen Herzen – die Dynamik der Ereignisse forderte von uns eine konstante Anpassung an neue Gegebenheiten und Gesetzeslagen. Dank des unermüdlichen Einsatzes unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir zum einen die zuverlässige Versorgung unserer Kundinnen und Kunden trotz der Ausnahmesituation jederzeit gewährleisten und zum anderen die fristgerechte Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben einhalten. Mehr noch: Wir konnten ein solides Ergebnis im Berichtsjahr 2022 erzielen. Dafür danke ich ihnen an dieser Stelle.

Sichere Versorgung

Gleich zu Beginn des Berichtsjahres haben wir unsere Rolle als seriöses kommunales Versorgungsunternehmen unter Beweis gestellt. Anders als Billiganbieter setzen wir bei den Stadtwerken Rinteln auf eine kontinuierliche und langfristige Beschaffungsstrategie. So konnten wir unsere Kundinnen und Kunden zuverlässig versorgen und kurzfristige Preisanstiege über die gesamte Heizperiode hinweg abfedern – während Billiganbieter ihren Kunden von heute auf morgen die Verträge kündigten oder deren Belieferung einstellten. Für die betroffenen Haushalte haben wir als Grundversorger nahtlos die ersatzweise und zuverlässige Versorgung sichergestellt. Dieser Zuwachs von 300 Haushalten in der Grundversorgung hatte auch Auswirkungen auf unsere Geschäftssituation. Um die Versorgung weiterhin abzusichern, mussten wir Strom und Gas an der Energiebörse nachkaufen – und das zum aktuellen Marktpreis. Die anhaltend hohen Preise zwangen uns schließlich, die Strom- und Gaspreise zum 1. April 2022 und zum Jahreswechsel 2022/2023 an die Beschaffungs- und Marktsituation anzupassen. 

Finanzielle Entlastung haben die Stabilisierungs- und Entlastungspakete der Bundesregierung gebracht, die wir eins zu eins an unsere Kunden weitergegeben haben. Mit dem Beschluss der Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme hat die Bundesregierung im Winter 2022 einen weiteren Schritt eingeleitet, um die Bevölkerung zu unterstützen. Die gefassten Entschlüsse waren aus meiner Sicht richtig. Das Vor- und Zurückrudern der Politik bei der Entscheidungsfindung hat allerdings nicht nur die Verbraucherinnen und Verbraucher verunsichert. Auch für Versorgungsunternehmen hat es einen bedeutenden Mehraufwand mit sich gebracht und für erhöhten Verwaltungsaufwand gesorgt. Ich danke unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz.

 

Gemeinsame Kraftanstrengung

Geprägt wurde das Berichtsjahr zudem durch die drohende Gasmangellage. Mit dem Eintreten der Alarmstufe Gas, der zweiten von drei Eskalationsstufen, stiegen die Sorge und Verunsicherung der Bevölkerung. Gerade im Hinblick auf die anstehende Heizperiode wurden Ängste geschürt. Durch einen vereinten Kraftakt von Politik, Versorgungsunternehmen und allen Bürgerinnen und Bürgern konnte eine Gasmangellage für den Moment abgewendet werden. Ein engmaschiger Informationsaustausch über Gasfluss, Netzkapazitäten und Zugriff auf Speicher mit der Bundesnetzagentur war dafür ebenso notwendig wie Einsparmaßnahmen in Unternehmen, Privathaushalten und öffentlichen Einrichtungen. Selbstverständlich sind wir als Versorgungsunternehmen beim Energiesparen als Beispiel vorangegangen und haben beispielsweise im Winter die Heizungen auf 19 Grad abgesenkt und im Sommer die Klimaanlagen ausgeschaltet. Bei der Erarbeitung von Energiesparmaßnahmen kam uns als kommunales Unternehmen eine besondere Rolle zu: Die Arbeitsgruppe Energiesparen der Stadt Rinteln konnten wir aufgrund unserer Expertise zu Energiesparpotenzialen beraten und bei der Entwicklung von Lösungsansätzen unterstützen. Gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung, Polizei und Feuerwehr waren wir Teil des neugebildeten Krisenstabs für Rinteln.

 

Risikomanagement

Anlässlich der veränderten Beschaffungsrisiken haben wir unser Risikomanagement grundlegend überarbeitet. Vor allem das Risikohandbuch zur Energiebeschaffung haben wir dabei aufgrund der jüngsten Entwicklungen angepasst. In der neu geschaffenen Energierunde analysieren wir das Verbrauchsverhalten der Kundinnen und Kunden, die Einspeisemengen der stetig steigenden Anzahl an PV-Anlagen und die aktuellen Entwicklungen an den Energiemärkten, um rechtzeitig geeignete Maßnahmen einleiten zu können.

 

Geschäftsentwicklung

Wir freuen uns, dass wir unseren Kurs trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen beibehalten und solide Ergebnisse erzielen konnten: Die Umsatzerlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um rund 1,2 Millionen Euro auf 47,48 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss erhöhte sich um 287.000 Euro auf 1.492.000 Euro gegenüber 2021; er wurde – wie vertraglich geregelt – komplett an die Gesellschafterinnen ausgeschüttet. Wir danken der Stadt Rinteln, die uns trotz guter eigener Liquiditätslage für den Bedarfsfall ein Sicherheitspolster der Bäderbetriebe Rinteln GmbH zugesagt hat.

Die Zahl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zum Abschluss des Geschäftsjahrs mit 89 stabil geblieben, 2021 waren es 90. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, investieren wir zunehmend in die Aus- und Weiterbildung unseres Teams und bilden selbst Nachwuchskräfte aus: So haben wir im Jahr 2022 insgesamt zwei Auszubildende bei uns begrüßt.

Unser 2021 neu entwickeltes Pachtmodell für PV-Anlagen kommt in Rinteln gut an. Im vergangenen Jahr haben wir 13 Pachtverträge für PV-Anlagen abgeschlossen und vier PV-Anlagen bei unseren Haushalts- und Geschäftskunden installiert. Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Kundinnen und Kunden, Geschäftspartnerinnen und -partner für das uns entgegengebrachte Vertrauen und ihren persönlichen Einsatz für die Energiewende. Ihre Rückmeldungen zu unseren Produkten geben uns wertvolle Impulse und motivieren uns, immer besser zu werden.

 

Ausblick

Das vergangene Jahr hat viel Bewegung in die Energie- und Wärmewende gebracht: Von der Politik gesteckte Ziele für die Klimaneutralität sind ehrgeizig und erfordern innovative Lösungen. Die Wärmeversorgung zu dekarbonisieren ist dabei ein Hauptbaustein, bei dem es sich um ein komplexes Großprojekt handelt. Hinzu kommt die Erdgasumstellung, die uns vor eine weitere Herausforderung stellt. Die Stadt Rinteln hat uns mit der kommunalen Wärmeplanung für unsere Stadt beauftragt. Als kommunaler Versorger ist es uns wichtig, die erforderlichen Schritte hin zur Klimaneutralität gemeinsam mit der Stadt Rinteln und ihren Bürgerinnen und Bürgern zu gehen.

Wir entwickeln konstant neue Produkte und Lösungen, um die Energieversorgung klimaschonend um- und auszubauen. Unser neuestes Projekt im aktuellen Geschäftsjahr 2023 sind Balkonkraftwerke Marke Eigenbau. Damit erweitern wir unser Angebot im Bereich der erneuerbaren Energien. Seit Mitte Juli dieses Jahres läuft ein Pilotprojekt, in dem wir 60 Balkonkraftwerke hier bei uns vor Ort bauen. Die Idee dahinter ist, Lieferketten und Lieferzeiten zu verkürzen und die Balkonkraftwerke erschwinglicher zu machen, indem wir Module und Wechselrichter als Großhändler kostengünstiger einkaufen. Ein weiteres Plus für unsere Kundinnen und Kunden ist, dass wir die PV-Balkonanlagen liefern und die Anlagen auf Wunsch im Marktstammdatenregister anmelden.

Als regionaler Versorger ist es uns zudem ein Anliegen, unsere Kundinnen und Kunden zuverlässig und zu bezahlbaren Preisen zu versorgen. Nach der Achterbahnfahrt des letzten Jahres scheint sich der Energiebeschaffungsmarkt insgesamt etwas zu beruhigen. Die Energiemärkte bleiben dennoch dynamisch und die Beschaffungspreise liegen nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau. Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck daran, die Preise zu senken und unsere Kundinnen und Kunden dadurch zu entlasten.

Trotz der Herausforderungen des vergangenen Jahres konnten wir mit unserem Unternehmensverbund einen stabilisierenden Beitrag für das Gemeinwohl unserer Stadt Rinteln leisten. Dafür danke ich unseren treuen Kundinnen und Kunden sowie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ein weiterer Dank geht an die Mitglieder des Aufsichtsrats sowie die Stadt Rinteln für das uns entgegengebrachte Vertrauen und ihre Unterstützung.

 

Ulrich Karl  

Geschäftsführer der Stadtwerke Rinteln GmbH